Um das Großprojekt so umfassend wie möglich zu verwirklichen, schließen Unternehmen auch Kooperationen. So gingen Leoni und Relayr, Spezialist für industrielle Lösungen im Internet of Things (IoT), eine strategische Partnerschaft ein, um die Produktionseffizienz der Automobilindustrie zu steigern. Ziel ist es, intelligente Kabel- und Automatisierungs-Systeme mit IoT-Technologien zu verknüpfen. „Entstehende Lösungen sollen es Automobilherstellern und Zulieferern ermöglichen, ungeplante Stillstände der Roboterlinien zu reduzieren, die Produktionseffizienz zu erhöhen und damit die Overall Equipment Effectiveness (OEE), also die anlagenübergreifende Effizienz, zu verbessern“, erläutert Leoni.
Beide Unternehmen planen, noch in diesem Jahr die ersten Test-Installationen in der Automobilfertigung zu verwirklichen, um ihre Lösungen ab 2020 einem breiten Kundenstamm anzubieten. HSB (Hartford Steam Boiler), ebenso wie relayr Teil der Munich Re Gruppe, ergänzt die Partnerschaft. Leoni: „So wird das technologische IoT-Portfolio des Zusammenschlusses um Financial Services und Risk Management erweitert, die das Geschäftsmodell für Kunden in finanzieller und sicherheitsbezogener Hinsicht zu einem unmittelbaren Mehrwert werden lassen.“
Intelligente FernwartungEine vollelektrische Multiradius-Rohrbiegemaschine mit Transport-Boost-Technik lieferte Schwarze-Robotic an einen US-amerikanischen Kunden aus der Automobilindustrie. Durch eine NxG-Steuerung wird laut Unternehmen eine Zeit-, Wege- und Geschwindigkeitsoptimierung aller CNC-Achsen erzielt, mit der eine Reduzierung der Produktionszeit um bis zu 35 Prozent einhergeht. Die derzeitige Entwicklung im Blick, hat Schwarze-Robitec auch diese Rohrbiegemaschine bereits auf künftige Anforderungen im Kontext von Industrie 4.0 vorbereitet. „So ist unter anderem die intelligente Fernwartungslösung des Maschinenbauers in die gigantische Maschine integriert“, betont das Unternehmen.
ThyssenKrupp setzt auf vernetzte Wertschöpfungsketten. Bei einem Warmbandwerk des Unternehmens „haben wir eine Industrie 4.0-Lösung umgesetzt, die weit über die Grenzen eines einzelnen Unternehmens hinausgreift“. Digital vernetzt seien hier die Prozesse des Lieferanten, des Warmwalzwerks (als Hersteller) und der Kunden.
Einfluss „just in time“Aus einer Entfernung von rund 80 Kilometern wird die Produktion der Stahlblöcke – als Vormaterial für Warmband – beim Stahlhersteller Hüttenwerke Krupp-Mannesmann gesteuert, so ThyssenKrupp. „Schon beim Vormaterial können wir also kurzfristig auf die Terminwünsche der Kunden reagieren.“ Umgekehrt habe der Kunde bei diesem vernetzten Warmbandwerk die Möglichkeit, „just in time“ Einfluss auf die Herstellung des Warmbands zu nehmen. „Sie können ihre Aufträge direkt in das IT-System des Werks einbuchen und dann selbst festlegen, wann ihr Auftrag bearbeitet werden soll“, erläutert das Unternehmen. Außerdem könnten die Kunden bis kurz vor Produktionsbeginn noch Änderungen der Materialspezifikationen vornehmen, also Veränderungen bei zum Beispiel Breite und Dicke.
Für die Produktion und Logistik des Warmwalzwerks ist das eine Herausforderung, die eine Integration von kaufmännischen, administrativen und technischen Daten erfordert, so ThyssenKrupp. Diese Prozesskette überschreite also die Unternehmensgrenzen. „Sie bietet für alle Beteiligten nicht nur Flexibilität, sondern auch noch weitere Vorteile. Weil wir so Platz und Kosten für die Lagerung von Vormaterial und Produkten sparen, wird das früher dort gebundene Kapital frei für produktivere Zwecke.“
NachholbedarfIndustrie 4.0 treibt die Branchen um – in manchen Staaten allerdings intensiver als in anderen. „An der Digitalisierung und einer intelligenten Vernetzung von Produktionsprozessen führt für viele mittel- und osteuropäische Betriebe kein Weg mehr vorbei“, betont GTAI (Germany Trade & Invest). Wollen sie auch künftig an grenzüberschreitenden Produktionsnetzwerken und Lieferketten teilhaben, müssten sie diese weiter forcieren.
Zu den Ländern mit großem Nachholbedarf gehört Russland. Die russische Regierung hat daher verschiedene Hightech-Initiativen gestartet. So sollen laut GTAI in den nächsten Jahren zehn Hightech-IT-Unternehmen entstehen, neue industrielle Plattformen gegründet und jährlich etwa 120.000 IT-Fachkräfte ausgebildet werden.
Die Digitalisierung gewinnt also auch in Russland an Bedeutung. Ein notwendiger Schritt, liegt die russische Wirtschaft doch laut Germany Trade & Invest vier bis fünf Jahre hinter den USA zurück: Daher sollen die Unternehmen in die besten verfügbaren Technologien und Industrie 4.0-Lösungen investieren. Dadurch könnte die Produktivität bis 2035 um 30 Prozent erhöht werden. Derzeit trägt die Digitalwirtschaft lediglich rund vier Prozent zum russischen BIP bei, so die Unternehmensberatung McKinsey. Sollte die Branche aber, wie vermutet wird, dynamisch wachsen, könnte ihr BIP-Anteil 2021 bereits auf 4,7 Prozent klettern.
Der Weg des ErfolgsDies bietet den Softwareanbietern die Chance, russische Unternehmen mit attraktiven Aufträgen zu unterstützen. Einige haben sie schon ergriffen. So betreibt der Softwareentwickler SAP mit dem russischen Stahlproduzenten Nowolipezker Metallurgisches Kombinat (NLMK) ein Innovationslabor, in dem digitale Lösungen für den Bergbau und die Metallindustrie entwickelt werden.
Weltweit treiben also Anbieter von intelligenten Digitalisierungslösungen den Umbau der Fertigungsindustrie zur Smart Factory voran. Trotz der deutlichen Weiterentwicklung von Industrie 4.0 sind die sich zukünftig bietenden Möglichkeiten für die Draht-, Kabel- und Rohrindustrie noch nicht völlig abzusehen. Alle sind noch auf dem Weg. Aber nur er wird auch der Weg zum Erfolg sein.
Technologische Innovationen aus den Bereichen der Draht-, Kabel- und Rohindustrien sind vom 30. März bis 3. April 2020 auf dem Düsseldorfer Messegelände zu sehen. Dann finden wieder die Weltleitmessen der Branchen,
wire und Tube, statt.
Weitere Informationen zu beiden Fachmessen unter:
www.wire.de und
www.Tube.de. Übergreifende Informationen über das gesamte Metallmessen-Portfolio befinden sich unter:
www.metalflow-alliance.com.