Ein seit Jahren vieldiskutiertes Thema ist die Elektromobilität. Der Begriff steht für ein komplexes System aus den Komponenten Elektrofahrzeuge, Energieversorgung und Verkehrsinfrastruktur. Während Fahrräder mit Elektroantrieb längst erfolgreich vermarktet werden, bleibt die private Nachfrage nach Elektroautos deutlich hinter den Erwartungen von Herstellern und Gesetzgebern zurück.
Prognosen deuten darauf hin, dass Elektroautos im Jahr 2025 noch kein Massenerzeugnis geworden sein werden und auch im Jahr 2030 die meisten Neuwagen noch mit einem konventionellen Antrieb ausgestattet sein dürften.
Einigkeit besteht aber in der Ansicht, dass die Verbreitung von Elektroautos zunehmen wird, besonders innerhalb von Städten. Nicht vorhersagen lässt sich, wie der Systemwechsel hin zur Elektromobilität letztlich ablaufen wird, zumal auch an anderen Antriebstechniken wie Hybrid-, Brennstoffzellen- oder Wasserstoffantrieb gearbeitet wird. Die Veränderungen haben Folgen für die Automobilbranche und deren Zulieferer, da manche Aggregate nicht mehr benötigt werden und die Nachfrage nach anderen Aggregaten wie Elektromotoren, Ladesystemen, Leistungselektronik und Batterien wächst.
Derzeit wird an unüberschaubar vielen Entwicklungsprojekten gearbeitet, die auch dem für die Elektromobilität wichtigen Umfeld gelten. So ist eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, die im Idealfall mit Strom aus regenerativen Energiequellen versorgt wird, Voraussetzung für den zuverlässigen Fahrbetrieb. Die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Verkehrs-Infrastruktur wie auch das automatisierte Fahren sind weitere Entwicklungsschwerpunkte, wobei das Internet eine immer gewichtigere Rolle spielen wird.
All diese Veränderungen und auch die damit verbundenen Unsicherheiten stellen die OEMs und Zulieferer vor große Herausforderungen. Um technologisch den Anschluss nicht zu verlieren, müssen die Unternehmen richtungsweisende Entscheidungen treffen, zu großen Investitionen bereit sein und damit auch Risiken eingehen.
Die Draht- und drahtverarbeitende Industrie darf sich in dieser Hinsicht als gut aufgestellt betrachten, weil ihre Erzeugnisse – wie Federn, Schrauben und Kabel – für alle technischen Systeme unverzichtbar sind. Zwar erübrigen sich für Elektroautos Zylinderkopfschrauben, Ventilfedern und Kraftstofffilter, dafür werden aber andere aus Draht gefertigte Teile benötigt. So sind in Elektroautos und anderen elektrotechnischen Systemen naturgemäß viele elektrische Kontakt-, Schalt- und Verbindungselemente zu verbauen, typische Produkte der Federnindustrie.
Andere Federn und Biegeteile werden in jedem Fahrzeug unabhängig vom Antrieb benötigt, beispielsweise für das Fahrwerk, die Sitze oder den Kofferraum. Ähnliches gilt auch für Schrauben. Wegen der gerade für Elektroautos wichtigen Forderung nach Leichtbau werden vermehrt Teile aus Verbundwerkstoffen eingebaut, die neue Aufgaben für die Verbindungstechnik mit sich bringen. Für manche Produkte lassen sich sogar vergrößerte Absatzmöglichkeiten erwarten, zum Beispiel für Kabel und Leitungen: Ein Elektromotor dürfte gut 10% mehr Kabel benötigen als ein Verbrennungsmotor.
Wie auch immer der technologische Wandel hin zur Elektromobilität ablaufen mag – Unternehmen der Drahtbranche können viele Stärken für sich geltend machen, um den Wandel erfolgreich zu bewältigen: Sie sind aufgeschlossen für neue Werkstoffe und Fertigungsverfahren, gewohnt, mit anderen Unternehmen in Wertschöpfungsketten und in der Forschung zu kooperieren, verstehen es, auch komplette Baugruppen zu entwickeln und zu fertigen, und verfügen über umfangreiches Know-how.
Die Fachmesse wire 2018 in Düsseldorf
Über den Stand der Fertigungstechnik sowie Trends in der Draht-, Kabel- und drahtverarbeitenden Industrie informiert alle zwei Jahre die internationale Branchenleitmesse wire, die vom 16. bis 20. April 2018 wieder parallel zur Tube, Internationale Rohrfachmesse, auf dem Düsseldorfer Mesegelände stattfindet.