Noch umfangreicher ist das Engagement der SFC Energy AG. In nur sechs Monaten errichtete das Unternehmen aus dem bayerischen Brunnthal in Neu-Delhi eine moderne Fertigungsstätte für Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen. Das 3.500 m² große Werk startete im Juli 2023 mit 100 Mitarbeitern und einem Investitionsvolumen von 10 Millionen Euro. Der erwartete Jahresumsatz von 100 Millionen Euro unterstreicht die wirtschaftlichen Potenziale. Bereits jetzt konnte sich SFC Großaufträge im Wert von 33 Millionen Euro für die Energieversorgung der indischen Streitkräfte sichern. Besonders vielversprechend sind die wirtschaftlichen Perspektiven im Bereich der Notstromversorgung: Die indische Regierung plant, Dieselgeneratoren in kritischer Infrastruktur wie Telekommunikation und Militär durch Brennstoffzellen zu ersetzen. Auch in Anbetracht des noch nicht überall vorhandenen Stromnetzes haben stationäre Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, gute Aussichten auf dem indischen Markt.
Der Beginn einer langen H2-Freundschaft?
Die kürzlich vereinbarte deutsch-indische Roadmap schafft einen Rahmen, um weitere Investitionen anzuregen Eine permanente Arbeitsgruppe im Indo-German Energy Forum (IGEF) soll den Informationsaustausch fortan koordinieren. Dabei fokussiert es sich auf drei Kernbereiche:
- Optimierung der Produktions- und Handelsrahmenbedingungen
- Unterstützung bei der Dekarbonisierung schwer zu transformierender Sektoren
- Entwicklung effizienter Export- und Nutzungskonzepte für grünen Wasserstoff
Für deutsche Unternehmen bietet der indische Wasserstoffmarkt mehrere strategische Vorteile: Erstens sichern sie sich durch frühzeitiges Engagement Zugang zu kostengünstigem grünem Wasserstoff, was angesichts der deutschen Importabhängigkeit von 50-70% entscheidend ist. Die im Juli veröffentlichte Wasserstoff-Importstrategie der Bundesregierung nennt Indien ebenfalls als potenzielle Quelle für umfangreiche H2-Lieferungen. Zweitens erschließen deutsche Unternehmen einen der dynamischsten Wachstumsmärkte weltweit, der durch die "Make in India"-Initiative ausländische Investitionen gezielt fördert. Drittens profitieren sie von einer im internationalen Vergleich exzellenten Fachkräftebasis und niedrigen Produktionskosten.
Die heute in Indien aktiven deutschen Unternehmen zeigen, dass sich diese Potenziale erschließen lassen. Ihre Erfahrungen bieten wertvolle Orientierung für weitere Unternehmen, die den Markteintritt erwägen. Die Verfügbarkeit von günstigem grünem Wasserstoff wird dabei zunehmend zum entscheidenden Standortfaktor, besonders für die energie- und emissionsintensive Industrie. Die deutsch-indische Partnerschaft könnte sich damit als Treiber des Wasserstoffhochlaufs und damit der industriellen Transformation in Deutschland erweisen. Die bereits gestarteten Projekte, Liefervereinbarungen und politischen Rahmensetzungen markieren somit den Anfang einer vielversprechenden Entwicklung.
Mehr zur industriellen Verwendung von Wasserstoff erfahren Sie vom 13. bis 17. April 2026 auf der Weltleitmesse der Kabel- und Rohrindustrie wire & Tube in Düsseldorf. Vom 27. bis 29. November findet zudem die wire & Tube India in Mumbai statt.
Quellen
BMWK, 2024
Indisches Energieministerium, 2024
Dechema, 2024
NTPC Limited, 2024)
Hydrogen Insight, 2023)
SFC Energy, 2023
RWE, 2024
Thyssenkrupp Nucera, 2023
H2News Interview mit Prof. Dr. Michael Sterner zur H2-Importstrategie der Bundesregierung: https://h2-news.de/h2-on-air/h2-on-air-folge-4-die-wasserstoff-importstrategie/