Das System berücksichtigt die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich Scope 1 (direkte Emissionen), Scope 2 (indirekte Emissionen aus Energiebezug) und relevante Scope 3-Emissionen (Vorkettenemissionen). Es umfasst sechs Klassifizierungsstufen, die den Fortschritt der Dekarbonisierung abbilden.
Die Einführung von LESS folgte auf einen einjährigen Stakeholderprozess, an dem über 60 Vertreter aus Politik, Industrie, Handel, NGOs und Wissenschaft beteiligt waren. LESS baut auf dem international anerkannten Vorschlag der Internationalen Energieagentur (IEA) auf und wird ab Herbst 2024 von einer in Brüssel ansässigen Organisation verwaltet. Der Standard steht allen Stahlproduzenten zur freiwilligen Nutzung offen.
3. Herausforderung: mangelnde Nachfrage und fehlender europaweiter Standard
Bei der diesjährigen Kallanish Europe Steel Markets 2024 Konferenz in Mailand diskutierten führende Stahlhändler und Stahlhersteller über die Herausforderungen im europäischen Stahlmarkt. Sie waren sich einig, dass es bis Jahresende keinen starken regionalen Nachfragetreiber geben wird. Hohe Überkapazitäten, hohe Produktionskosten und wachsende asiatische Konkurrenz belasten den Markt.
Aufhorchen ließ die Aussage, dass es den Kunden an Bereitschaft mangele, einen Aufpreis für grünen Stahl zu zahlen. Die meisten Stahlkäufer orientieren sich am Preis, nicht an Umweltbedenken, und entscheiden sich eher für den günstigeren Stahl, wenn sie die Wahl haben. Eine weit verbreitete Nachfrage nach grünem Stahl sei noch weit davon entfernt, zur Branchennorm zu werden.
Carlo Beltrame, CEO bei Donalam & LME bei AFV Beltrame Group, sagte: „Die grüne Stahlrevolution sollte vom Markt ausgehen. Und vom Markt kommt nichts. Niemand ist bereit, mehr zu zahlen. “
Lediglich im Automobilsektor und bei Haushaltsgeräteproduzenten wächst das Interesse an grünem Stahl, da er als Prestigeobjekt gilt. Die Automobilbranche bemüht sich zunehmend, langfristig Zugang zu diesem Premiumprodukt zu sichern, auch wenn es teurer ist. Diese Entwicklung wird durch das wachsende Interesse der Endverbraucher an klimafreundlichen Produkten vorangetrieben. Unternehmen hoffen, im Wettbewerb vorne zu liegen, wenn sie den geringsten CO2-Fußabdruck nachweisen können.