Angesichts der sinkenden Inlandsnachfrage wandte sich China den internationalen Märkten zu und verdoppelte seine Stahlexporte fast von 53,7 Millionen Tonnen im Jahr 2020 auf 94,5 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Damit erreichte es den höchsten Stand seit 2016. Der Großteil der chinesischen Exporte ging in Regionen wie Südostasien, den Nahen Osten und Mittelamerika. Die Exporte in die Europäische Union stiegen deutlich an und verdoppelten sich 2022 fast, stagnierten aber 2023 aufgrund von Handelsbeschränkungen.
Chinesische Stahlhersteller müssen sich inzwischen nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland mit schwierigen Handelsbedingungen auseinandersetzen.
Die USA passten ihre Zollpolitik frühzeitig an, um die heimische Stahlindustrie zu unterstützen – eine Politik, die unter der Regierung von Präsident Joe Biden noch verschärft wurde. Mit der Ankündigung eines Einfuhrzolls in Höhe von 25 % auf Stahl und Aluminium chinesischer Herkunft, der am 15. Oktober 2024 in Kraft treten soll, folgt nun auch Kanada dem Beispiel seines Nachbarn. Zahlreiche Länder, die eine Zunahme von Importen aus China erleben, erörtern oder implementieren ähnliche Maßnahmen, um ihre lokalen Industrien zu unterstützen. Entsprechende Regelungen wurden in Ländern wie Vietnam, Thailand, Taiwan und Indien vorgeschlagen oder umgesetzt.
Protektionistische Zölle können jedoch auch potenziell negative Auswirkungen auf die Wirtschaft des eigenen Landes haben. Branchen, die stark auf importierte Materialien angewiesen sind, stehen vor Herausforderungen, da Importeure und Unternehmen, die für ihre Produkte auf erschwinglichen Stahl angewiesen sind, mit höheren Kosten konfrontiert werden. Das kann wiederum höhere Verbraucherpreise und eine verminderte Wettbewerbsfähigkeit in solchen Sektoren zur Folge haben.