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Milliarden für Afrikas Energie

Afrikanische Regierungen und internationale Geber investieren massiv in die Elektrifizierung des Kontinents

Photo © Curt Carnemark/Weltbank/World Bank

Kraftwerkzentrale in Kenia - Photo © Curt Carnemark/Weltbank/World Bank

Energie ist in vielen Staaten Afrikas ein knappes Gut. Schätzungsweise weniger als 40 Prozent der Bewohner des Kontinents haben regelmäßigen Zugang zu Strom. Besonders schlecht ist die Energieversorgung südlich der Sahara. Nach Angaben der UNESCO ist dies die einzige Region der Erde, in der die absolute Zahl der Menschen ohne Zugang zu Strom sogar steigt.

Rund 70 Prozent der Menschen müssten hier ohne Elektrizität auskommen, so Elham Mahmood Ahmed Ibrahim, Kommissarin der Afrikanischen Union (AU) für Infrastruktur und Energie. In nur neun afrikanischen Ländern liege die Versorgungsrate bei über 50 Prozent. Knappe und teure Energie gilt neben der schlechten Verkehr- und Transportinfrastruktur schon jetzt als eines der größten Wachstumshindernisse der afrikanischen Wirtschaft.

Und die Energienachfrage des Kontinents wird weiter steigen: Experten gehen davon aus, dass der Strombedarf jährlich um knapp sechs Prozent von knapp 600 Terawattstunden im Jahr 2010 auf mehr als 3000 Terawattstunden im Jahr 2040 zulegen wird. Das entspricht in etwa einer Steigerung des jährlichen deutschen Stromverbrauchs auf das Niveau Chinas.

 
 
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Solarpanels auf einem Feld in Mali. - Photo © Curt Carnemark/Weltbank/World Bank

Afrika setzt auch auf Erneuerbare Energie

Um diesen Bedarf auch nur annähernd decken zu können, ist ein bedeutender Ausbau der Stromerzeugerkapazitäten unumgänglich. Diese müssten von heute installierten 125 Gigawatt auf schätzungsweise rund 700 Gigawatt 2040 steigen. Zahlreiche afrikanische Länder sind sich der Problematik bewusst, investieren bereits massiv in den Ausbau ihres Energiesektors oder wollen zumindest in naher Zukunft damit beginnen.

„Afrikas Regierungen investieren jährlich insgesamt bis zu 40 Milliarden Euro in die Energieversorgung“, so Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, der über 600 deutsche, in Afrika aktive Unternehmen vertritt.

Dabei setzen sie auch auf erneuerbare Energien: in Kenia beispielsweise sind mehrere Geothermiekraftwerke und der größte Windpark Afrikas im Bau, zahlreiche weitere Kraftwerke sind in Planung. Die Regierung verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Mehr als 20 Gigawatt zusätzliche Energieerzeugerkapazitäten sollen bis zum Jahr 2030 entstehen.

 
 
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Reparaturen an einer Stromleitung in Mosambik. - Photo © Eric Miller/Weltbank

Internationale Geber unterstützen Investitionen

Doch derart ambitionierte staatliche Energieausbauprogramme wollen erst einmal finanziert sein. Die Kosten sind gewaltig: Mehr als 300 Milliarden US-Dollar, so schätzt die Internationale Energieagentur, würden benötigt, um den Menschen in den Sub-Saharastaaten universellen Zugang zu Strom zu gewähren.

Es ist klar, dass die Regierungen allein mit dieser Aufgabe finanziell überfordert sind. Zu ihrem Glück können sie auf die Unterstützung internationaler Geber zählen.

Die Afrikanische Union und die Afrikanische Entwicklungsbank beispielsweise wollen in einem gemeinsamen im Jahr 2012 verabschiedeten „Programm für Infrastrukturentwicklung in Afrika (PIDA)“ bis 2040 fast 400 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der Infrastruktur investieren.

Ein beträchtlicher Teil davon ist für die Verbesserung der Energieversorgung vorgesehen. Die AU schätzt, dass mit Hilfe des Programms die Kosten der Stromerzeugung in ganz Afrika jährlich um 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr gesenkt werden könnten. Der Anteil der Menschen, die ausreichend Zugang zur Stromversorgung haben, soll von heute knapp 40 auf 70 Prozent im Jahr 2040 steigen. In absoluten Zahlen ausgedrückt heißt das: Zusätzliche 800 Millionen Menschen hätten dann Zugang zu Strom.

 
 
Photo © Yosef Hadar/Weltbank/World Bank

Wasserkraftwerk in Ghana - Photo © Yosef Hadar/Weltbank/World Bank

Afrikanische Wasserkraft mit großem Potential

Erreicht werden soll dieses Ziel vor allem durch den Ausbau der Wasserkraft, der Fachleute in Afrika großes Potenzial bescheinigen. Rund ein Drittel der Energie in Afrika stammt schon heute aus Wasserkraft. Dennoch werde bislang nur ein Bruchteil des Potenzials genutzt, so die UNESCO im Weltwasserbericht 2014.

Viele Menschen seien hingegen nach wie vor auf Energie aus unverarbeiteter Biomasse wie zum Beispiel Holz angewiesen, deren Verbrennung Gesundheit und Umwelt belastet. Unter den von der AU und der afrikanischen Entwicklungsbank geförderten Projekten ist auch ein gewaltiger Staudamm, der in der Demokratischen Republik Kongo entstehen und nach seiner Fertigstellung bis zu 40 Gigawatt Strom produzieren soll. Er wäre damit das größte Wasserkraftwerk der Welt. Seit 2014 fördert nun auch die Weltbank dieses Mammutprojekt, dessen Bau 2015 beginnen soll.

Weitere Unterstützung erhalten afrikanische Regierungen aus den USA. Präsident Barrack Obama hat im Sommer 2013 die Initiative „Power Africa“ ins Leben gerufen. Die US-Regierung unterstützt zunächst sechs afrikanische Partnerländer beim Ausbau ihrer Energieerzeugung und Übertragungsnetze, und zwar Äthiopien, Ghana, Kenia, Liberia, Nigeria und Tansania.

Zehn Gigawatt neue Erzeugerkapazitäten sollen hier in den kommenden fünf Jahren entstehen, mindestens 20 Millionen zusätzliche Haushalte und Geschäfte Zugang zu Elektrizität erhalten. Dafür stellen die USA neben technischer Unterstützung bis 2018 auch mehr als sieben Milliarden US-Dollar an finanzieller Hilfe bereit.

Weitere Milliarden haben private US-Investoren wie zum Beispiel der Energiekonzern General Electric zugesagt. Die ersten geförderten Projekte unter dem neuen Programm sind 2014 angelaufen, darunter Windparks in Kenia und Tansania sowie ein Solarkraftwerk ebenfalls in Tansania.

Die vereinten Anstrengungen afrikanischer Staaten und internationaler Geber lassen hoffen, dass dank der breiten internationalen Unterstützung innerhalb der kommenden Jahrzehnte endlich gelingt, wozu Staaten allein nicht in der Lage wären: die weitgehende Elektrifizierung Afrikas.

Redaktion: Frank Lindner