Grüner Wasserstoff: Vom Hype zur Realität

Die Analyse der einzelnen Projekte zeigte schnell, dass die meisten ohne solide Grundlagen angekündigt worden waren: fehlende Finanzierung, ausstehende Genehmigungen oder unzureichende Ingenieurkapazitäten. Teilweise wurden Projekte publik gemacht, bevor überhaupt ein geeigneter Standort für die Anlage gefunden war. 

Diese Situation führte zu wachsender Frustration im Hinblick auf grünen Wasserstoff, da die angekündigten Produktionsvolumina nicht in konkrete Geschäftsmöglichkeiten umgesetzt wurden. Es entstand eine deutliche Kluft zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und der tatsächlichen Realität dieses Marktes. Die Berechnungen ergaben, dass im Jahr 2023 lediglich 15 % der angekündigten Projekte für grünen Wasserstoff tatsächlich umgesetzt wurden. 2024 veröffentlichte McKinsey eine globale Studie zum Anteil der Projekte, die bis zur endgültigen Investitionsentscheidung gelangten – mit ähnlichen Ergebnissen, jedoch erheblichen regionalen Unterschieden. 

Eine Phase der Reife 

Seit Mitte 2024 befinden sich grüner Wasserstoff und Wasserstoff im Allgemeinen in einer realistischeren Entwicklungsphase. Nach vier Jahren intensiver Aktivitäten in alle Richtungen streben die Projekte nun nicht mehr nur technische, sondern zunehmend auch wirtschaftliche Reife an. Zahlreiche Schlagzeilen verdeutlichen diesen Wandel: Airbus kündigte das Ende seines Wasserstoffflugzeugs an, McPhy Energy meldete Insolvenz an, Wasserstoffautos sollen durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden, und großangelegte Produktionsprojekte stoßen beim Übergang zu Gigawatt-Elektrolyseuren auf erhebliche technische Herausforderungen. 

Im Jahr 2025 präsentiert sich der Wasserstoffmarkt in gewisser Weise als gereift. Einerseits gilt der Einsatz im Bereich Mobilität auf absehbare Zeit als wenig realistisch. Andererseits ist die Etablierung eines globalen Handelsmarkts nach dem Vorbild von Öl und Gas noch nicht in Sicht – könnte jedoch nach 2035 Realität werden. Gegenwärtig umfasst der Markt neben dem traditionellen industriellen Einsatz von Wasserstoff vor allem neue Anwendungsfelder wie die Dekarbonisierung der Schwerindustrie (Zement, Stahl, Chemie) sowie die Herstellung synthetischer Kraftstoffe. Beide Bereiche werden maßgeblich durch staatliche Subventionen angestoßen und gefördert. 

Gleichwohl ist der technologische Reifegrad noch nicht erreicht: Die ursprünglich für 2026 angekündigte Gigawatt-Kapazität an Elektrolyseuren dürfte voraussichtlich erst um 2030 verfügbar sein. Derzeit ist es schwierig, über 150 MW hinauszugehen – eine Grenze, die erhebliche Probleme in Bezug auf Automatisierung und Zuverlässigkeit mit sich bringt. Diese technischen Herausforderungen müssen gelöst werden, bevor Wasserstoff in großem Maßstab produziert und vermarktet werden kann. 

Dennoch werden weiterhin zahlreiche Wasserstoffprojekte angekündigt, insbesondere im Bereich des grünen Wasserstoffs. So listete die EU für 2025 mehr als 1.100 Initiativen auf – von denen jedoch lediglich rund 5 % tatsächlich umgesetzt werden. Diese Diskrepanz zwischen Ankündigungen und realisierten Projekten beeinträchtigt nach wie vor die Einschätzung des Marktes durch Akteure der Lieferkette ebenso wie durch Investoren. 

Wer ist an der Wasserstoffproduktion beteiligt? 

Die Akteure der Öl- und Gasbranche arbeiten seit mehreren Jahren an der Dekarbonisierung ihrer Industrie. Die großen Energiekonzerne („Supermajors“) setzten zunächst auf eine Energiewende durch erneuerbare Energien, haben sich davon jedoch zunehmend abgewandt. Der Grund liegt nicht in der mangelnden Tragfähigkeit der Technologien, sondern in deren geringer Rentabilität – insbesondere aufgrund des geringen laufenden Bedarfs. 

Angesichts ihrer umfassenden Expertise im Umgang mit flüssigen und gasförmigen Energieträgern sehen diese Unternehmen in Wasserstoff und E-Kraftstoffen eine natürliche Weiterentwicklung. Es überrascht daher kaum, dass sie inzwischen an rund 15 % der Projekte beteiligt sind. 

Die zweite Gruppe von Betreibern bilden nationale Ölgesellschaften, also mehrheitlich staatliche Unternehmen, vor allem im Nahen Osten und in Asien. Auf sie entfallen rund 21 % aller Investitionen, da einige dieser Projekte für ihre Länder von strategischer Bedeutung sind: zum einen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern, zum anderen, um aus vorhandenen natürlichen Ressourcen lokalen Mehrwert zu schaffen. 

Bleibt die Frage: Wer investiert die übrigen 64 %? Die Antwort lautet: unabhängige Unternehmen. Diese sind zahlreich, häufig nicht börsennotiert und damit weniger sichtbar. Einige gehören zu den etablierten Playern wie ThyssenKrupp oder Linde, andere waren vor der Covid-Pandemie kaum bekannt – etwa Lanzajet. 

Die starke Rolle dieser unabhängigen Unternehmen bringt für Pumpen- und Ventilhersteller eine zusätzliche Herausforderung mit sich: Potenzielle Geschäftsmöglichkeiten sind schwerer zu identifizieren, da die Betreiber weniger bekannt und folglich schwieriger anzusprechen sind. 

Wo sind die Projekte? 

Die Investitionen sind weltweit verteilt, unterscheiden sich jedoch deutlich in Umfang und Ausrichtung. Auffällig ist vor allem: Europa ist die dominierende Region für Wasserstoffprojekte. Im Mittelpunkt stehen hier zwei Projektarten – grüner Wasserstoff und nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) –, die sich in wesentlichen Punkten unterscheiden. 

Während SAF-Projekte noch vergleichsweise klein sind und durchschnittlich Investitionskosten von rund 325,5 Mio. EUR aufweisen, erreichen grüne H₂-Projekte mit durchschnittlich 1,023 Mrd. EUR ein deutlich größeres Volumen. Große grüne H₂-Projekte sind in der Regel strategische Investitionen, die von Regierungen unterstützt werden, zugleich aber bestrebt sind, ein wirtschaftliches Gleichgewicht zu erreichen. SAF-Projekte hingegen werden durch EU-Vorgaben zur Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe vorangetrieben, jedoch überwiegend durch private Investitionen finanziert. 

Zur Erinnerung: Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Flüge, die von Europa aus starten, einen Anteil von mindestens 2 % SAF enthalten; dieser Wert wird künftig jährlich steigen. Damit wird der Grundstein für die Entstehung eines langfristigen Marktes gelegt – etwas, das beim grünen Wasserstoff bislang noch nicht der Fall ist. 

Im Nahen Osten wird eine andere Investitionsstrategie verfolgt. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Oman haben jeweils angekündigt, langfristig 25 % des weltweiten Bedarfs an grünem Wasserstoff decken zu wollen. Diese Länder leben heute von der Energieproduktion und planen offensichtlich, dies auch in Zukunft fortzuführen: Heute sind es Öl und Gas, morgen grüner Wasserstoff oder Ammoniak. 

Derzeit halten sich die Investitionen in Wasserstoff jedoch noch in Grenzen. Die Nutzung lokaler Anwendungen zur Dekarbonisierung hat bislang keine Priorität, und die Betreiber warten darauf, dass Elektrolyseure im Gigawattmaßstab verfügbar werden und preislich wettbewerbsfähig arbeiten. Sobald die technologische Reife erreicht ist und die Nachfrage vorhanden ist, werden großangelegte Projekte folgen. Grünes Ammoniak wird dabei die bevorzugte Transportform sein, da Wasserstoff in gasförmiger oder flüssiger Form für lange Distanzen entweder unrentabel oder technisch zu komplex ist. Ein erster Hinweis auf diese Entwicklung ist die wachsende Zahl realisierter Solar- und Entsalzungsprojekte. Sie decken zwar einen lokalen Bedarf, bilden aber zugleich eine notwendige Grundlage für die Produktion von grünem Wasserstoff. 

Von den drei Ländern investiert vor allem Oman bereits massiv in grüne Energie. Da die natürlichen Ressourcen dort weniger üppig sind als in den Nachbarstaaten, setzt man frühzeitig auf neue Technologien und entwickelt Pilotprojekte, um sich eine Vorreiterrolle zu sichern, sobald der Markt bereit ist. 

In den USA und Kanada ist SAF derzeit die führende Anwendung für wasserstoffbasiertes Wachstum – ein Trend, der vor allem durch EU-Vorgaben befeuert wird. Da auch nordamerikanische Fluggesellschaften, die von Europa aus starten, die SAF-Quote erfüllen müssen, sind sie gezwungen, SAF mit konventionellem Düsentreibstoff zu mischen. Hingegen hat die Produktion von grünem Wasserstoff für die Dekarbonisierung einen deutlichen Rückschlag erlitten: Die jüngste Wahl Trumps ins Weiße Haus hat hier, ähnlich wie im Bereich Windkraft, zu einem harten Stopp geführt. Da die meisten Projekte stark von öffentlichen Mitteln abhingen, wurden sie verschoben oder ganz eingefroren. Anders verhält es sich mit Projekten für synthetische Kraftstoffe, die zunehmend eigenständig wirtschaftlich rentabel sind. 

Auch in anderen Regionen der Welt wird grünes Ammoniak als strategische Ressource betrachtet. Mehrere Länder entwickeln derzeit Projekte, um ihre Abhängigkeit von Ammoniakimporten zu verringern, das traditionell in der Düngemittelproduktion eingesetzt wird. 

Abschließend zeigt die Analyse, dass Europa nicht nur bei der Anzahl der Projektstandorte, sondern auch bei den Ingenieurskapazitäten das Zentrum des Marktes bildet. Mehr als 40 % aller weltweiten Wasserstoffprojekte werden hier konzipiert. Der Kontinent übernimmt damit die technologische Führungsrolle und verschafft europäischen Unternehmen, die in den Wasserstoffmarkt einsteigen wollen – darunter auch Pumpen- und Ventilhersteller – einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil. 

Entwicklung der Projektinvestitionen 

Der neue Wasserstoffmarkt wächst rasant und wird derzeit nur durch die technischen Kapazitäten und die Größe der verfügbaren Elektrolyseure begrenzt. Die Chancen, die Wasserstoffprojekte bieten, stellen – sofern sie sorgfältig identifiziert werden – eine einzigartige Möglichkeit dar, das Engagement über andere Branchen hinweg zu diversifizieren und die aktuell schwierige Stimmung in verschiedenen Sektoren auszugleichen. 

Zu Beginn der 2020er-Jahre war die Landschaft noch deutlich überschaubarer: Damals wurden EPC-Aufträge (Engineering, Procurement and Construction) für lediglich 86 Projekte vergeben. Auch die Dimensionen waren andere – die meisten Projekte setzten auf Elektrolyseure im Bereich von 10 bis 25 MW, also im Maßstab von Pilot- und Demonstrationsanlagen. 

Seitdem verläuft die Entwicklung der Projekte linear, nicht exponentiell. Wir erleben eher eine Evolution als eine Revolution – sowohl in der Anzahl als auch in der Größe der Vorhaben. Für das Jahr 2024 wurden 177 Projekte für grünen Wasserstoff erfasst, für die der EPC-Auftrag vergeben wurde, mit einer durchschnittlichen Größe zwischen 50 und 100 MW. 

Damit hat sich das Volumen der Möglichkeiten in nur vier Jahren nicht nur in der Zahl, sondern auch in der Dimension der Projekte vervielfacht – insgesamt entspricht dies einem Wachstum um den Faktor 4. Die Prognose zeigt, dass sich dieser Trend in gleicher Dynamik fortsetzen wird: Der Wasserstoffmarkt dürfte bis mindestens 2028 jährlich um rund 50 % wachsen. 

Die Rolle von Pumpen und Ventilen in H2 

In diesem sich entwickelnden Wasserstoffmarkt haben zahlreiche Demonstrations- und Pilotprojekte die technischen Herausforderungen bei Herstellung und Handhabung von Wasserstoff verdeutlicht. In den meisten Fällen, in denen es zu Ausfällen kam, lagen die kritischen Punkte in der Stromversorgung des Elektrolyseurs und in der Handhabung von flüssigem Wasserstoff. 

Gerade Letzteres ist problematisch: Aufgrund seiner extrem kleinen Molekülgröße ist Wasserstoff schwer zu kontrollieren. H₂-Moleküle können Metallteile und herkömmliche Schweißnähte durchdringen, was sowohl die Flusskontrolle als auch die Lagerung erschwert. Da die Produktion von grünem Wasserstoff kostspielig ist und nur in geringen Mengen erfolgt, kann sich kein Projekt Leckagen leisten. Hinzu kommt ein oft übersehener Aspekt: Gelangt Wasserstoff in die Atmosphäre, hat er einen negativen CO₂-Fußabdruck, da er die Ozonschicht angreift und potenziell schädlicher wirkt als herkömmliche CO₂-Emissionen. 

Sowohl im Hinblick auf die Minimierung des CO₂-Fußabdrucks als auch auf die Optimierung der Massenproduktion investieren Wasserstoffprojekte daher gezielt in Anlagen höchster Qualität. Doch nicht nur die Handhabung des Wasserstoffs selbst ist relevant. Da die Herstellung von grünem Wasserstoff die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff erfordert, sind zusätzliche Anlagen zur Sauerstoff- und Wasseraufbereitung notwendig – in manchen Fällen auch zur Wasserentsalzung. 

Diese häufig unterschätzten Vor- und Nachbehandlungsanlagen sind für den Gesamtprozess ebenso entscheidend wie die eigentliche Wasserstoffproduktion. Genau hier eröffnen sich erhebliche Chancen für Pumpen- und Ventilhersteller. Ihr Einsatz ist besonders intensiv und macht im Vergleich zu anderen Projektarten einen größeren Anteil an den Gesamtinvestitionskosten aus als elektrische Anlagen. Entsprechend zeigt die Datenbank, dass die Geschäftsmöglichkeiten für Pumpen und Ventile schneller wachsen als in nahezu allen anderen Produktsegmenten – mit Ausnahme des Elektrolyseurs selbst. 

Allerdings sind die heute benötigten Ventile aufgrund der geringen Produktionsmengen deutlich kleiner dimensioniert als in der Öl- und Gasindustrie. Der aktuelle Schwerpunkt liegt auf Instrumentenventilen von wenigen Zentimetern, während Rohrleitungsventile eine etwas geringere Rolle spielen. Die Prognose weist dennoch auf ein dynamisches Wachstum hin: von einem Marktvolumen von rund 9,3 Mio. EUR im Jahr 2020 auf etwa 139,5 Mio. EUR im Jahr 2025.