Ab 2027 soll aus den Offshore-Windparks im Norden Deutschlands sowie aus den Windparks in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern grüner Strom zuverlässig nach Bayern transportiert werden, um unter anderem Stromengpässe, verursacht durch die Stilllegung des Atomkraftwerks Isar 2 im Kreis Landshut auszugleichen. Wie bei SuedLink lässt die Stromtrasse aufgrund des Gleichstroms keinen Teilbetrieb zu und kann erst mit Projektabschluss ihre Arbeit aufnehmen.
2. Erdverlegung grüner Stromadern: Rohrleitungsbau in der Praxis
a) Verlegtechniken
Offene und geschlossene Bauweise
Abhängig von den jeweiligen geografischen Gegebenheiten oder der Bebauung vor Ort kommen bei der Erdverlegung von HGÜ-Kabeln unterschiedliche Techniken zum Einsatz.
Die offene Bauweise wird überall dort praktiziert, wo keine Hindernisse – wie Straßen oder Gewässer – unterquert werden müssen. Bei dieser Variante hebt ein Bagger im jeweiligen Bauabschnitt einen Kabelgraben aus. Auf dessen Sohle wird ein Schutzrohr abgelegt und der Graben wird wieder mit Erdreich verfüllt. Mit Hilfe einer Seilwinde wird nun das Starkstromkabel Stück für Stück in das Leerrohr eingezogen. Nach Abschluss der Bauarbeiten steht einer umgehenden Renaturierung oder weiteren landwirtschaftlichen Nutzung des Bereiches, dem sogenannten Schutzstreifen, nichts im Wege.
Sind Hindernisse, wichtige Infrastrukturen oder sensible Gebiete zu unterqueren, ist die geschlossene Bauweise die Methode der Wahl. Hierzu zählen verschiedene unterirdische Bohrverfahren wie das Rohrpressverfahren, der Mikrotunnelbau oder das Spülbohrverfahren. Beim Spülbohrverfahren (HDD: Horizontal Directional Drilling) zum Beispiel werden Streckenabschnitte zunächst unterbohrt. Nachdem das Leerrohr in den Kanal eingebracht ist, kann das Erdkabel eingezogen werden. Diese Verlegungstechnik kann bislang nur bei Teilabschnitten von maximal 1 km Länge angewendet werden.