Auf die Grenzen kommt es an
Bei der Betrachtung des grünen Fußabdrucks eines Produktes oder einer Dienstleistung soll der gesamte Produktlebenszyklus betrachtet werden. Das heißt von der Erstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung sollen sämtliche Stoff- und Energieströme in die Berechnung einfließen. Eine international gebräuchliche Methode ist bekannt unter dem Begriff Life Cycle Assessment (LCA).
Bei einer LCA wird zunächst das Ziel und der Bilanzierungsrahmen festgelegt. Oft wird dann nicht der gesamte Lebenszyklus betrachtet, sondern nur Teilbereiche. Grundsätzlich werden dabei folgende Systemgrenzen unterschieden:
- Cradle-to-grave: von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion, die Anwendung, ein mögliches Recycling bis hin zur finalen Beseitigung
- Cradle-to-gate: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion im Werk bis zum Unternehmenstor des Produzenten
- Cradle-to-cradle: betrachtet eine vollständige Kreislaufwirtschaft
Eine wichtige Größe bei der LCA ist die funktionelle Einheit. Sie definiert die Bezugsgröße, die erst ein Vergleichen ermöglicht. Beispiele sind Stückzahlen oder Massenangaben in Kilogramm oder Tonnen.
Daten sind das A und O
Die wesentliche Grundlage einer LCA, nach der Festlegung der Systemgrenzen, ist das Sammeln von Daten, die für den festgelegten Untersuchungsrahmen relevant sind. Dazu zählen Daten zum Energiefluss (z.B. Strom, Wärme) oder zum Materialfluss (Rohstoffe, Zwischenprodukte oder Abfälle), Prozessinformationen (Wirkungsgrade, Verluste, usw.) oder Informationen zur Produktnutzung (z.B. Anwendung, Wartung, Lebensdauer) und Informationen zum Lebensende (Aufbereitungsmethode, Entsorgung, Recycling).
In einer weiteren Phase der LCA werden die ermittelten Daten mit spezifischen Wirkungsindikatoren verknüpft, um die Umweltwirkungen ermitteln zu können. Unterschiedliche Emissionen, wie SO2 oder CH4 werden dabei in CO2-Äquivalente umgerechnet, um ihr umweltschädigendes Potenzial vergleichbar zu machen. So entspricht 1 kg Lachgas (N2O) 310 kg CO2-Äquivalent.
Ist Nachhaltigkeit nur ein Feigenblatt der Wirtschaft?
Nein, ist sie nicht. Unternehmen, die in das Thema Nachhaltigkeit investieren und den nicht unerheblichen Aufwand einer Ökobilanz-Studie z.B. in Form einer LCA betreiben, verbessern nicht nur ihr Image, sondern sind durch die umfängliche und detaillierte Analyse ihres Produktionsprozesses in der Lage, Optimierungspotenziale zu erkennen, Ressourcen und Energie einzusparen und negative Umweltwirkungen ihres Produktes zu reduzieren.
Zeitenwende in der Stahlherstellung
Beispielhafter Wandel: Mit dem SALCOS-Projekt plant der Stahl- und Technologiekonzern Salzgitter eine neue Ära in der Stahlproduktion.