Bei der Verlegung im Abwasserkanal kann, abhängig von Bestand und Genehmigungsanforderungen, bestehende Infrastruktur für Glasfaserleitungen genutzt werden. Leerrohre bzw. Kabel können entweder direkt in Abwasseranlagen eingebracht oder im Zuge von Kanalsanierungen dort integriert werden. Infrage kommen sowohl aktive als auch stillgelegte Kanalsysteme, die nicht zwingend begehbar sein müssen.
Methoden oberirdischer Verlegung
Sollen, insbesondere im ländlichen Raum, beispielsweise kleinerer Siedlungen oder Ortsteile an bereits bestehende, unterirdische Kabeltrassen angebunden werden, kommt die oberirdische Verlegung am Mast (Ergänzung bestehender Infrastruktur oder Neubau) in Betracht. Knotenpunkte/Verzweigungsstellen oder Zuleitungen zu Grundstücken wie auch große Distanzen können auf diese Weise effizient angebunden oder überbrückt werden.
Aus der Praxis: „Wegebaulastträger im Erfahrungsaustausch“
Eine vom Gigabitbüro des Bundes Ende letzten Jahres geschaffene, interaktive Plattform gibt Vertretern und Vertreterinnen von Kommunen Aufschluss über praktische Erfahrungen beim Glasfaserausbau. „Hierfür wurden gezielt Wegebaulastträger zu bisherigen Erfahrungen, Arbeitsweisen und Hinweisen über den gesamten Prozess von der Anfrage bis zur Baubegleitung der alternativen Legemethoden befragt“, wie es dort heißt.
Stand 24. Januar hatten deutschlandweit rund 90 Kommunen aus verschiedenen Bundesländern ihre praktischen Erfahrungen geteilt, von denen 70 % aus dem ländlichen und 30 % aus dem städtischen oder halbstädtischen Raum berichten. Nimmt man die Angaben zu Techniken der Verlegung in den Fokus, bilden das Spülbohrverfahren mit 40 %, das Pflugverfahren mit 21 % und das Trenching-Fräsverfahren (gebundener Oberbau) mit 15 % die Spitze. Zu Erfahrungen mit oberirdischer Legung machten nur 4 % der Baulastträger Angaben.
3. Öffentlicher Diskurs
DIN 18220
In der Norm sind im Wesentlichen „erstmals klare Einsatz- und Ausführungsbedingungen für die alternativen Legemethoden Trenchen, Pflügen und Fräsen“ definiert. Weitere praxiserprobte Techniken (wie die grabenlose Verlegung) werden dort nicht berücksichtigt – woran beispielsweise der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) Kritik äußert und betont, die Akzeptanz für die Anwendung weiterer, praxiserprobter Verfahren durch die Normierung einzelner Techniken bei kommunalen Genehmigungsverfahren dürfe deshalb nicht sinken.
Möglichkeit der Überbauung
Das Thema Überbauung bestimmt auch beim Breitbandausbau einen Teil des öffentlichen Diskurses. Der Gigabit Infrastructure Act (GIA) verpflichtet Netzbetreiber dazu, Wettbewerbern Zugang zu physischer Infrastruktur (wie Leerrohren) zu gewähren. Laut WIK Consult werden von Marktteilnehmern „die ökonomischen Auswirkungen der öffentlich diskutierten Fälle des Überbaus sehr unterschiedlich“ bewertet. Mit einer im Auftrag des BMDV 2023 veröffentlichten WIK-Studie wurde infolgedessen eine ökonomische Analyse und rechtliche Einordnung der Marktsituation vorgenommen.
Gewinnung von Fachkräften
Die Nachfrage an Fachkräften ist auch am Glasfasermarkt hoch. So war nach Angaben des Gigabitbüros des Bundes im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 25 % zu verzeichnen. Ein Großteil der ausgeschriebenen Stellen war zum genannten Zeitpunkt unbesetzt.
Abhilfe sollen spezielle Jobbörsen oder gezielte Aus- und Weiterbildungsinitiativen schaffen – wie zum Beispiel die gemeinsame „Initiative Fachkräfte für den Glasfaserausbau“ von BMDV & Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Ein mehrstufiges Weiterbildungskonzept mit einheitlichen Standards hat die „Initiative Gremienverbund Breitband“ (IGVB) entwickelt und in Form von VDE-Leitlinien veröffentlicht. Die dort gelisteten Weiterbildungsanbieter – wie das Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes (brbv) – sind Teil eines modularen Qualifizierungsnetzwerks. Durch ein Angebot an zahlreichen aufeinander aufbauenden Schulungen oder Kursen, die von Grundlagenwissen bis hin zu fachlichen Spezialisierungen reichen, soll die Lücke am Arbeitsmarkt geschlossen werden.
4. Fazit und Ausblick
Die Anwendung alternativer Legeverfahren scheint laut der oben genannten staatlichen Akteure unter (zeit)ökonomischen Gesichtspunkten derzeit geeignet, den Ausbau des deutschen Hochgeschwindigkeitsnetzes zu beschleunigen. Wünschenswert wäre es, bei bestehenden Unstimmigkeiten zwischen Marktteilnehmern im Kontext des thematisierten Doppelausbaus, zügig einen Konsens zu finden. Gelänge es zudem, die Fachkräftelücke am Arbeitsmarkt mittelfristig zu schließen, käme dies dem Ziel der bis 2030 angestrebten, flächendeckende Glasfaser-Konnektivität zweifellos zugute.