3R: Wie hängen die in 2015 von der UN in der Agenda 2030 definierten 17 Nachhaltigkeitsziele mit der ISO 14001 zusammen?
Clostermann: Wenn man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, wird einem schnell klar, dass es nicht allein um ökologische, sondern auch um ökonomische und soziale Aspekte geht. Das Leitbild der Agenda 2030 ist es, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren. Die ISO 14001 ermöglicht eine strukturierte Analyse der Unternehmensprozesse und daraus abgeleitete Optimierungen im Sinne eines nachhaltigen Wirkens.
3R: Anfang Februar erhielten Sie für Ihr Umweltengagement eine Auszeichnung. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Clostermann: Ja, tatsächlich erhielten wir eine EcoVadis-Auszeichnung und eine Bronzemedaille. Das ist auf jeden Fall eine Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. EcoVadis ist eine unabhängige Rating-Agentur, die die Leistungen von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit bewertet. Anhand verschiedener Kriterien, wie Industriezweig oder Unternehmensgröße, werden bestimmte Maßstäbe an ein Unternehmen angelegt. Man muss einen Fragebogen dazu ausfüllen, entsprechende Belege beifügen, und anschließend wird bewertet, inwieweit die Anforderungen erfüllt werden. Es handelt sich aber auch nur um eine Zwischenbilanz, denn Bronze ist eben nicht Gold. Wir wollen uns ja weiterhin verbessern.
3R: Gibt es bei Ihnen intern eine Art Nachhaltigkeits-Benchmark, mit dem Sie nachvollziehen können, wie weit Sie auf Ihrem Weg sind?
Clostermann: Aktuell ist es tatsächlich so, dass wir noch keine Benchmark an der Stelle haben. Wir sind gerade dabei, das Thema Nachhaltigkeit für uns als Unternehmen genauer zu definieren – der Begriff Nachhaltigkeit ist, wie vorhin beschrieben, ja sehr weit gefasst. Zurzeit ermitteln wir, inwieweit wir bereits im sozial, ökologisch oder wirtschaftlich nachhaltigen Sinn aktiv sind. Dies wird später auch mit entsprechenden Zahlen belegt werden. Bezüglich vergleichender Zahlen ist an der Stelle vielleicht noch erwähnenswert, dass wir mit einem unabhängigen Ingenieurbüro ein Berechnungstool entwickelt haben, das den Product-Carbon-Footprint nach DIN EN ISO 14067 berechnet. Damit können wir projektspezifisch das Treibhausgaspotenzial ausweisen, das vom Rohstoffproduzenten, über die Produktionsprozesse bis zur Auslieferung entsteht.
3R: Wie nehmen Ihre Kunden Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen auf?
Clostermann: Ich glaube, dass es bei unseren Kunden wohlwollend und positiv gesehen wird. Es ist bestimmt kein Alleinstellungsmerkmal mehr, denn auch andere beschäftigen sich natürlich mit dem Thema. Der Druck auf die Unternehmen wird aber zunehmen, und wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, wird das irgendwann dazu führen, dass man bei manchen Vorhaben oder bei manchen Kunden nicht mehr berücksichtigt wird.
3R: Findet sich das schon in Ausschreibungen wieder?
Clostermann: In Deutschland findet es vereinzelt Anwendung, aber es ist eher die Ausnahme. In den Niederlanden hingegen gibt es in den Ausschreibungen konkrete Anforderungen, die auf das Thema Nachhaltigkeit abzielen. So nutzt man dort beispielsweise die Produkt-LebenszyklusBewertungen, also die entsprechenden Ökobilanzen, und hängt dahinter noch einen Euro-Wert. Man nimmt z. B. den Wasserverbrauch und die CO2 -Emissionen und multipliziert diese nachher mit einem Euro-Faktor. Das sind sozusagen die „Schattenkosten“ eines Projektes in Sachen Umwelt. Und je niedriger die Umweltkosten sind, desto größer wird mein virtueller Rabatt. Ich finde den Ansatz sehr spannend, da man über diese Kostenvergleiche bei vielen Auftraggebern letztlich auch Handlungsbedarf erzeugen kann.