Die ULT AG aus Löbau ist auf Absaug-, Filter- und Trocknungstechnik spezialisiert. Alexander Jakschik ist als Vorstand für Vertrieb und Finanzen verantwortlich. Im Interview spricht er über AM-Prozessketten und die dort oft unterschätzte Rolle der Luftaufbereitung.
Würden Sie die ULT AG kurz vorstellen?Alexander Jakschik: Mein Vater hat das Unternehmen 1994 buchstäblich in der Garage gegründet, um Sonderlösungen im Bereich Abluft- und Filtertechnik zu entwickeln. Bald darauf hat er eigene Geräte entwickelt und gebaut, damit immer mehr Kunden überzeugt und auch das personelle Wachstum vorangetrieben. Heute sind wir eine Firmengruppe mit 140 Beschäftigten, davon gut ein Fünftel Ingenieure. Wir entwickeln, bauen und montieren Systemlösungen für die Luftaufbereitung. Sie basieren auf drei Säulen: Gasreinigung, Absaug- und Filtertechnik sowie Adsorptionstrocknertechnik. Additive Manufacturing ist einer der Wachstumstreiber.
Welchen Teil der Wertschöpfungskette im Additive Manufacturing deckt ULT ab?
Jakschik: Alle drei Säulen sind für AM-Prozessketten wichtig. In der Vorbereitung ist unsere Absaug-, Filter- und Trocknertechnik für das Pulverhandling gefragt. In Bauprozessen reinigt sie die im Kreislauf geführten Inertgase Stickstoff und Argon. Und in der Nachbearbeitung muss die Luft im Sinne der Arbeitssicherheit und Produktqualität aufbereitet werden. Unsere Absaug- und Filterlösungen beseitigen jegliche luftgetragenen Schadstoffe, die in Laser- und Lötprozessen entstehen. Oft sind es Partikel im Nanometerformat. Bei einem Meter Fallhöhe würden sie ohne Absaugung bis zu 13 Tage lang schweben. Es ist wichtig, sie an der Quelle abzusaugen, damit sie sich gar nicht erst ausbreiten und zur Gefahr für Mitarbeiter und Produktqualität werden. Wir liefern Enabler-Technik für hohe Prozess- und Produktqualität: Ohne kontinuierliche Reinigung der Inertgase würde ein Laserschmelzprozess nicht stabil laufen. Ohne Absaugung und Filter wäre Arbeitssicherheit nicht zu gewährleisten. Und ohne Trocknung würden die teuren Pulver verklumpen. Wir liefern die Systeme wahlweise einzeln oder entwickeln und montieren ganze Hallenlösungen.
Inwiefern stellen die vielfältigen additiven Kunststoff- und Metallverfahren jeweils unterschiedliche Anforderungen an Absaug-, Filter- und Trocknungstechnik?
Jakschik: Unser Leitspruch lautet: Absaugen. Filtern. Dranbleiben. Dranbleiben meint auch, dass wir gezielt Forschungskooperationen suchen, um Zukunftsmärkte anzugehen. Das begann in der Laserindustrie, ging mit der Batteriefertigung weiter und seit dem Jahr 2000 forschen wir im AM-Bereich. Hier stimmen wir unsere Lösungen jeweils auf den individuellen Prozess und das eingesetzte Material ab. Dafür arbeiten wir mit unseren Kunden zusammen und bleiben so lange dran, bis der Prozess stabil läuft. Das ist keineswegs trivial, da es sehr viele Parameter zu beachten gibt. Von den Anlagendimensionen über die jeweiligen Legierungen oder Kunststoffe bis zur Filterentsorgung. Wichtig ist es, die Erfassung der Partikel richtig auszulegen. Hier ist individuelle Beratung ratsam, denn damit steht und fällt die Effizienz der Luftaufbereitung. Ich zähle sie zu unserem Kern-Knowhow, das wir in drei AM-Feldern zur Anwendung bringen: In Verfahren mit Bindemitteln und Sand sowie in der additiven Verarbeitung von Kunststoffen, wo wir die Luft während der thermischen Behandlung von Geruchsstoffen und Partikeln befreien. Im Metallbereich, wo unsere Lösungen das selektive Laserschmelzen, Laserauftrags- und das Kaltschweißen unterstützen. Und natürlich auch im weiten Feld der Nachbearbeitung.
Sind Ihre Produkte mit Blick auf die Integration in Fertigungsketten modularisiert?
Jakschik: So weit wie möglich. Wir haben einen Baukasten mit Komponenten, aus dem wir individuelle Lösungen entwickeln – und als Komplettmodule an Anlagenbauer liefern.