Seit einem Jahr arbeitet die voestalpine an strategischen Optionen für ihre Direktreduktionsanlage in Texas/USA und verkauft nun 80 % ihrer Anteile an ArcelorMittal. Der Enterprise Value für 100 % der Anteile an voestalpine Texas beträgt rund 900 Millionen EUR (eine Milliarde USD). Unter Berücksichtigung der zum heutigen Zeitpunkt erwarteten Verschuldungsentwicklung der voestalpine Texas wird die Transaktion zum Closing zu einem Liquiditätszufluss in Höhe des Equity Value für 80% der Anteile an voestalpine Texas von rund 610 Mio. EUR (rund 680 Mio. USD) und damit einhergehend zu einer wesentlichen Verringerung der Nettofinanzverschuldung des voestalpine-Konzerns führen.
Mit der Partnerschaft sichert sich der Konzern darüber hinaus einen langfristigen Liefervertrag von jährlich 420.000 Tonnen des dort produzierten Hot Briquetted Iron (HBI). Dies stellt die Basis für eine weitere Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Linz und Donawitz („greentec steel“) dar. Zudem reduziert die Partnerschaft das Spotmarktrisiko für die nicht benötigten Mengen. Die Produktionskapazität des HBI-Werks beträgt rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr.
In Texas aktiv seit 2012
Die HBI Anlage in Texas wurde 2012 präsentiert und ging vier Jahre später in Betrieb. Die Errichtungskosten betrugen rund 870 Millionen EUR (1,012 Milliarden USD zum damals gültigen Umrechnungskurs). Aufgrund eines schwierigen Marktumfelds mussten 2019 und 2020 außerplanmäßige Abschreibungen von insgesamt 372 Millionen EUR vorgenommen werden. Die voestalpine-Tochter konnte in den vergangenen Jahren das Geschäftsmodell sowie die Produkt- und Kundenstruktur zunehmend stabilisieren.
„Mit dieser Transaktion sichern wir uns langfristig HBI, können das Geschäftsmodell in Texas mit unserem Partner weiterentwickeln und unsere Pläne zur Dekarbonisierung und grünen Stahlproduktion erfolgversprechend fortsetzen. Der Kaufpreis ist darüber hinaus deutlich höher als der Buchwert. Der Buchgewinn aus der Transaktion beträgt voraussichtlich rund 280 Millionen EUR (310 Millionen USD), wovon der größere Teil im Jahresüberschuss des Jahresabschlusses 2021/22 erfasst wird“, sagt Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG.
Die genauen Ergebnisauswirkungen werden erst bei dem in zwei bis drei Monaten zu erwartenden Closing feststehen. Unabhängig von dieser Transaktion wird der Ausblick der Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2021/22 von einem EBITDA von bisher bis zu EUR 2,2 Mrd. auf etwas unter EUR 2,3 Mrd. erhöht.
HBI als Baustein der Dekarbonisierung
Die voestalpine hat mit greentec steel einen klaren Plan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion entwickelt. Mit der Inbetriebnahme von je einem Elektrolichtbogenofen in Linz und in Donawitz Anfang 2027 können die CO2-Emissionen signifikant um rund 30 % gesenkt werden, was fast 5 % der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs entspricht.
„Das von der voestalpine stetig weiterentwickelte Rohstoffkonzept, das auf Schrott, flüssigem Roheisen und HBI basiert, ermöglicht zudem auch die zukünftige Erzeugung von grünen Hightech-Stählen wie sie beispielsweise in der Automobil- und Bahnindustrie zum Einsatz kommen (werden)“, so Eibensteiner.
Auch unter Anwendung emissionsreduzierter/-neutraler Produktionsverfahren hochwertige Stahlqualitäten herstellen zu können, zählt für Stahlhersteller zu den großen technologischen Herausforderungen auf die Umstellung zur grünen Stahlproduktion. Derzeit bildet sich ein Markt für diesen umweltfreundlicheren Stahl, den die voestalpine im Hochqualitätssegment abdecken wird.
CO2-neutrale Stahlherstellung bis 2050 geplant
Langfristig setzt der Konzern auf eine CO2-neutrale Stahlerzeugung auf Basis grünen Wasserstoffs. Dafür forscht er bereits intensiv an Breakthrough-Technologien.
„Wir arbeiten bewusst in Szenarien, um zum richtigen Zeitpunkt die optimale Entscheidung treffen zu können“, betont Eibensteiner.
Bis 2050 soll die Stahlproduktion der voestalpine gänzlich klimaneutral sein.