Vor einem Jahr hat der Aufsichtsrat der voestalpine AG grünes Licht für die Vorarbeiten für eine klimafreundliche Stahlproduktion in Österreich gegeben und diese sind bereits weit fortgeschritten. Nun erfolgte der nächste Genehmigungsschritt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro sollen je ein Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz errichtet werden. Der unter „greentec steel“ entwickelte Plan sieht vor, dass die Anlagen- und Lieferantenentscheidung noch 2023 getroffen wird. Der Bau soll 2024 starten und die Inbetriebnahme der beiden Aggregate 2027 erfolgen. Bis zu 30 Prozent der CO2-Emissionen können damit im Konzern ab 2027 eingespart werden. Der genaue Beginn der Umsetzung ist noch abhängig von der Klärung offener Förderfragen in Österreich.
Die voestalpine setzt mit der Aufsichtsratsentscheidung die Umsetzung des Plans zur Erreichung der globalen Klimaziele weiter konsequent fort. Die entsprechenden Vorarbeiten sind bereits voll im Gange. Die Errichtung der Elektrolichtbogenöfen („electric arc furnace“, EAF) soll bereits im nächsten Jahr starten. Der Konzern könnte so bis 2027 zwei Hochöfen durch zwei EAFs ersetzen und damit seine CO2-Emissionen um bis zu 30 % reduzieren.
„greentec steel ist in Österreich das größte Klimaschutzprogramm. Wir können damit ab 2027 fünf Prozent der österreichweiten jährlichen CO2-Emissionen einsparen. Um unseren Zeitplan für die Inbetriebnahme der beiden neuen Elektrolichtbogenöfen 2027 in Linz und Donawitz einhalten zu können, müssen wir noch heuer starten“, betont Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG. Wichtige Voraussetzungen dieser nächsten großen Etappe sind die ausreichende Verfügbarkeit von grünem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie für den Beginn der Umsetzung die Klärung noch offener Förderfragen.
“Der Aufsichtsrat hat sich intensiv mit dem vom Vorstand vorgelegten Dekarbonisierungsplan der voestalpine auseinandergesetzt und diesen einstimmig und mit großer Überzeugung freigegeben. Mit dieser Investition werden wir die Stahlstandorte Linz und Donawitz, und damit auch die Zukunft unseres Konzerns, langfristig absichern“, so Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Wolfgang Eder.
Ab 2027 jährlich 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierter Stahl
Im Vergleich zur jetzigen zweistufigen Hochofen-LD-Route („Linz-Donawitz Verfahren“), bei der das im Hochofen gewonnene flüssige Roheisen in einem weiteren Schritt im LD-Stahlwerk zu Rohstahl verarbeitet wird, kann dann im EAF Rohstahl mittels Grünstrom in nur einem Prozessschritt hergestellt werden. Je nach Qualitätsanforderungen kommt dabei ein Mix aus Schrott, flüssigem Roheisen und HBI („Hot Briquetted Iron“) zum Einsatz. Das benötigte HBI bezieht die voestalpine primär über die Direktreduktionsanlage in Texas/USA, die sich seit 2022 mehrheitlich in Besitz eines globalen Stahlproduzenten befindet, 20 Prozent gehören der voestalpine.
„Wir haben im letzten Jahr mit dieser Beteiligung in Texas einen langfristigen Liefervertrag von jährlich 420.000 Tonnen HBI abgeschlossen. Die langfristige Rohstoffversorgung mit HBI und Schrott ist für die voestalpine ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil“, so Eibensteiner.
Mit den beiden Elektrolichtbogenöfen kann die voestalpine ab 2027 jährlich ca. 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierten Stahl produzieren, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und 850.000 Tonnen in Donawitz. Ab 2030 plant die voestalpine eine weitere Ablöse von je einem Hochofen in Linz und Donawitz. Die Vorarbeiten sind mit der genehmigten Investitionssumme bereits abgedeckt, die Kernaggregate jedoch noch genehmigungspflichtig.
Grüner Wasserstoff als Schlüsseltechnologie für CO2-neutrale Stahlproduktion
Um das Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, forscht der Konzern bereits an mehreren, neuen Verfahren und investiert in Pilot-Projekte, die neue Wege in der Stahlerzeugung aufzeigen. Dazu zählen etwa Forschungsprojekte wie die Wasserstoffpilotanlage H2FUTURE am Standort Linz zur Herstellung und Nutzung von „grünem“ Wasserstoff im industriellen Maßstab sowie am Standort Donawitz die Versuchsanlagen zur CO2–neutralen Stahlerzeugung durch Direktreduktion von Erzen mittels Wasserstoff. Weitere Forschungsprojekte widmen sich der Speicherung und Wiederverwendung von nicht vermeidbaren Restemissionen.