Zusammen mit der EP Corporate Group a.s. (EPCG) hat sich die thyssenkrupp AG auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von thyssenkrupp geeinigt. EPCG erwirbt hierbei 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von thyssenkrupp. Die Parteien haben Stillschweigen über die Konditionen der Transaktion vereinbart.
Geplant ist das Closing der Transaktion noch im laufenden Geschäftsjahr der thyssenkrupp AG, vorbehaltlich einer etwaigen Zustimmung der zuständigen Behörden und des Aufsichtsrates der thyssenkrupp AG. Darüber hinaus sprechen die Parteien über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch die EPCG. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures.
Partnerschaft mit Zukunftskonzept
Die strategische Partnerschaft mit EPCG, einem führenden europäischen Energieunternehmen, ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung einer resilienten, kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion von thyssenkrupp Steel – und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Stahlindustrie in Deutschland. Der Einstieg von EPCG vereinigt das führende Werkstoff-Knowhow von thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG.
„Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet. Die Kooperation mit der EPCG Group verdeutlicht das Zutrauen beider Partner in die erfolgreiche Zukunft unseres Stahlbereiches“, erklätr Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG.
EPCG erwerbe bewusst zum jetzigen Zeitpunkt und zu den aktuellen Marktbedingungen 20 Prozent des Stahlbereiches, um an der Gestaltung und Neuausrichtung von thyssenkrupp Steel aktiv mitzuwirken.
„Gemeinsam wollen wir ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen, das die Kosten der Dekarbonisierung auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau senkt und so die grüne Transformation der Stahlindustrie auf dem Weg zur CO2-Neutralität beschleunigt. Ein starker Energiepartner wie die EP Corporate Group ist dafür essenziell.“, betont López.
„Die Vereinbarung über den Erwerb der 20-prozentigen Beteiligung an thyssenkrupp Steel Europe ist ein erster Schritt auf dem geplanten Weg zu einer umfassenderen strategischen Partnerschaft. EPCG hat die jüngsten dynamischen Marktbedingungen im Energiesektor erfolgreich gemeistert, ist finanziell stark aufgestellt, wächst und ist ein zuverlässiger Anbieter von Energie und Dienstleistungen für unsere Kunden. Auf dieser Grundlage sind wir überzeugt, dass das Joint-Venture-Konzept mit thyssenkrupp Steel eine widerstandsfähigere Position sichern wird. Denn der gesamte europäische Stahlsektor wird eine ähnliche Transformation durchlaufen wie der Energiesektor. Wir zollen thyssenkrupp Steel, einem traditionsreichen Pfeiler der deutschen Wirtschaft, Respekt und fühlen uns geehrt, mit vereinten Kräften an dem bahnbrechenden Transformationsprozess zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. Gemeinsam werden wir einen wichtigen Beitrag bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie leisten.“, so Daniel Křetínský, CEO und Mehrheitseigentümer der EP Corporate Group.
Voranbringen der Dekarbonisierung
thyssenkrupp hat bereits den Einstieg in die Dekarbonisierung der Stahlproduktion gemacht. Im März dieses Jahres haben die Arbeiten für den Bau der ersten wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage mit zwei Einschmelzern am Standort Duisburg begonnen. Für die Errichtung der Anlage investiert thyssenkrupp Steel Europe rund drei Milliarden Euro. Diese Gesamtinvestition für das Projekt unterstützen der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen mit rund zwei Milliarden Euro. Das Projekt gilt als Blaupause für die Dekarbonisierung der Industrie und als Motor der europäischen Wasserstoffwirtschaft. Durch die staatlich geförderte Umstellung auf Wasserstoff als Primärenergieträger der Stahlproduktion steigt der Bedarf an Grünstrom in den kommenden Jahren signifikant an. Allein für den Wasserstoffbetrieb der ersten Direktreduktionsanlage werden jährlich rund zehn Terawattstunden (TWh) Grünstrom benötigt.
Die zuverlässige Beschaffung von ausreichenden Mengen an Grünstrom zu wettbewerbsfähigen Konditionen ist erfolgskritisch für das Gelingen der Transformation der Stahlindustrie. Lag der Anteil der Energiekosten für die Herstellung einer Bramme Rohstahl bisher bei rund zehn Prozent der Gesamtkosten, werden es bei CO2-neutralen, wasserstoffbasierten Verfahren zukünftig bis zu 50 Prozent sein.
EPCG
Als strategischer Partner von thyssenkrupp Steel wird EPCG seine Kompetenzen einbringen, um eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen zu gewährleisten. EPCG, das in neun europäischen Märkten aktiv ist, bringt als Energiehändler, -versorger und -lieferant umfangreiche Branchenkenntnisse mit. Im Jahr 2023 haben die Energieanlagen von EPCG zusammen 72,5 Terawattstunden (TWh) an Nettostrom erzeugt. Damit gehört EPCG zu einem der führenden Energieerzeugern in Europa. EPCG verfügt in Europa derzeit über eine Erzeugungskapazität von rund 22 Gigawatt (GW) an installierter Nettoleistung und trägt damit erheblich zur Zuverlässigkeit der europäischen Energieversorgung bei.
Gleichzeitig unternimmt EPCG bedeutende Schritte im Bereich der erneuerbaren Energien. Allein in Deutschland will das Unternehmen bis 2030 seine Erzeugungskapazitäten an erneuerbarer Energie mit mehr als acht Gigawatt installierter Leistung ausbauen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen Wind, Solar und Biomasse. Beispielsweise hat EPCG bereits mit dem Bau der größten schwimmenden Solaranlage Deutschlands an dem Cottbuser Ostsee in der Lausitz begonnen.
Zusätzliche Mengen an Grünstrom, Wasserstoff und zunächst auch Erdgas könnten bei Bedarf der Stahlproduktion in Duisburg über den Energiehandel von EPCG zur Verfügung gestellt werden. Auch im Projektmanagement und bei der Umsetzung von Großprojekten der grünen Transformation ergeben sich sinnvolle Schnittstellen für beide Unternehmen. So betreibt und entwickelt die EPCG in Deutschland große Energiespeicherlösungen sowie wasserstoffbetriebene Gaskraftwerke zur Abfederung von Spitzenlasten bzw. zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bei schwankender Stromproduktion durch Wind- und Sonnenenergie.