Für die Stahlindustrie hat sich der Abwärtstrend bei der Rohstahlproduktion auch zum Jahresende 2023 weiter fortgesetzt. Die Erzeugung sank im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um weitere zwei Prozent. Im Gesamtjahr steuert sie damit auf ein Minus von vier Prozent zu, nach einem Rückgang von rund acht Prozent im Jahr 2022. Damit dürfte 2023 mit nunmehr 35,5 Millionen Tonnen Rohstahlproduktion zu einem der produktionsschwächsten Jahre in der Stahlindustrie in Deutschland werden – nur das Jahr der großen Finanzkrise im Jahr 2009 war mit einer noch niedrigeren Erzeugung verbunden.
Im Detail
Insbesondere die Elektrostahlproduktion ist betroffen. Die Rohstahlproduktion auf dieser schrottbasierten und damit besonders stromintensiven Route bricht in diesem Jahr um 11 Prozent ein und fällt auf ein historisches Tief von 10,1 Millionen Tonnen (auf das Jahr hochgerechnet). Dieses niedrige Produktionsniveau wurde zuletzt vor dreißig Jahren unterschritten. Verglichen mit dem Jahr vor Beginn des Energiepreisschocks hat die Erzeugung knapp 20 Prozent verloren.
Dabei bereitet nicht nur der Einbruch der Produktion an sich Sorge, sondern auch die Dauer der diese Entwicklung begleitenden Rezession: Auf Jahresbasis bezogen sind nun seit März 2022 und damit seit fast 21 Monaten (ausgenommen von einem leichten Anstieg im September 2023) stetige Produktionsrückgänge zu verzeichnen. In der zyklischen und volatilen Stahlkonjunktur ist ein derart lang gezogener Negativzyklus bislang in Deutschland noch nicht beobachtet worden.
Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, äußerte sich dazu: „Die Produktionsdaten in diesem Jahr geben Anlass zur größten Sorge: Die Stahlproduktion befindet sich gegenwärtig im freien Fall. Betroffen sind zwar beide Produktionsrouten – infolge der anhaltend hohen Strompreise in Verbindung mit einer dauerhaft schwachen Konjunktur leidet aber ganz besonders die Elektrostahlerzeugung.
Der jüngste Haushaltkompromiss der Koalitionspartner, der unter anderem den Wegfall des staatlichen Zuschusses zu den Übertragungsnetzentgelten beinhaltete, führt hier weit weg vom eigentlichen Ziel wettbewerbsfähiger Strompreise: Mit der nun angekündigten Verdopplung der Übertragungsnetzentgelte werden die Strombezugskosten der Unternehmen weiter signifikant in die Höhe getrieben.“
Die Stahlkonjunktur werde sich nicht beruhigen, ohne dass eine Lösung für wettbewerbsfähige Strompreise gefunden wird, erklärt die Hauptgeschäftsführerin. „Die Politik muss sich ihrer Aufgabe, bezahlbare Strompreise zu schaffen, deshalb weiterhin und mit Hochdruck stellen!“