Eine aktuelle Studie der Heriot-Watt-University hat einen potenziell transformativen Ansatz für die Stahlindustrie vorgestellt. Sie legt nahe, dass die Umstellung auf kohlenstoffnegative Prozesse minderwertiges Eisenerz kommerziell rentabel machen könnte. Dies geschieht zu einer Zeit, in der die weltweite Nachfrage nach Stahl weiter steigt und zu 5-8 % der weltweiten Kohlendioxidemissionen beiträgt.
Die im Journal of Cleaner Production veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass die Integration von Technologien zur Kohlendioxidentfernung in der Stahlproduktion die Marktdynamik für Eisenerz erheblich verändern könnte. Hochwertiges Eisenerz, das traditionell wegen seines geringeren Energie- und Materialbedarfs bevorzugt wird, könnte dank Fortschritten bei Emissionsminderungstechnologien bald Konkurrenz von minderwertigem Eisenerz bekommen.
Wege zur wirtschaftlichen Rentabilität
Professor Phil Renforth, Leiter des Forschungsteams, sieht vielversprechende neue Investitionsmöglichkeiten: „In Großbritannien fallen bei der Stahlproduktion rund 180 Millionen Tonnen Schlackennebenprodukte an. Wenn die Industrie dieses Material zur Abscheidung von atmosphärischem Kohlendioxid verwenden würde, beispielsweise indem sie die direkte Luftabscheidung mit einem mineralischen Reaktionssystem kombiniert, könnte sie bis 2050 bis zu eine Gigatonne Kohlendioxid pro Jahr entfernen.”
Renforths Studie betont die Notwendigkeit starker Anreize, um die erwarteten höheren Kosten auszugleichen, die mit der Dekarbonisierung der Stahlproduktion verbunden sind. Die Forschung eröffnet einen Weg zur wirtschaftlichen Rentabilität, der lokale Industrien wiederbeleben und das industrielle Wachstum im Rahmen der Eindämmung des Klimawandels fördern kann.
„Wir haben ein maßgeschneidertes techno-ökonomisches Modell entwickelt, das Szenarien simuliert, in denen die Stahlproduktion durch Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels verbessert wird. Wir haben uns auf Maßnahmen wie direkt reduziertes Eisen, Reduktionsmittel auf Biomassebasis sowie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung konzentriert, da diese von der Internationalen Energieagentur als die wahrscheinlichsten Netto-Null-Pfade identifiziert wurden. Unser Modell zeigt, dass wir durch die Integration fortschrittlicher Technologien zur Emissionsreduzierung und die Verwendung von Eisenerz geringerer Qualität einen nachhaltigen, wirtschaftlich tragfähigen Weg hin zu einer CO2-negativen Stahlindustrie schaffen können.”
Mehr Informationen: P. Renforth et al, Carbon dioxide removal could result in the use of lower-grade iron ore in a decarbonized net-negative emission steel industry, Journal of Cleaner Production (2024). DOI: 10.1016/j.jclepro.2024.142987