Die deutsche Bahn entwickelt ein Konzept zum Wasserstofftransport per Schiene: Mithife der etablierten Infrastruktur könnte DB Cargo schon heute 20 % des benötigten Wasserstoffs an Verbraucher liefern. Das Konzept eigne sich insbesondere als Übergangslösung, um die Zeit bis zum Ausbau des Pipeline-Netzwerks in den nächsten Jahrzehnten zu überbrücken.
Wasserstoff, der nach Deutschland importiert wird, ist in der Regel chemisch gebunden. Dadurch kann er relativ einfach per Seeschiff transportiert werden. Das Wasserstofftransport-Konzept von DB Cargo soll zeigen, wie er anschließend von den Seehäfen aus zu den Verbrauchern gelangen kann. Zudem gebe es einen ökologischen Vorteil: Ein Zug ersetze bis zu 52 Lkw und spare beim Transport 80 bis 100 % CO2 ein.
Die Idee: Indem man den Wasserstoff in der Flüssigkeitsbindung belasse, könne man die üblichen Kesselwagen der Bahn weiterhin nutzen. Sie seien bereits vielfach für die chemische Industrie im Einsatz. Beim Anwender angekommen, wird der Flüssigstoff – Ammoniak, Methanol o.Ä. – wieder in seine Bestandteile „gecrackt“ und als Energieträger genutzt.
Die Bahn könne auf diese Weise bis zu 20 TWh auf der Schiene liefern, teilt sie in einer aktuellen Medieninformation mit. Das wären rund 20 % des geschätzten Wasserstoffbedarfs bis 2030. Der Wasserstofftransport per Schiene stelle eine wettbewerbsfähige Alternative zum Transport per Pipeline dar – zumal die geplanten Pipelines zum größten Teil noch nicht existieren.
Spezial-Container für den Transport von Wasserstoff
Neben dem Transport von chemisch gebundenem Wassertoff soll auch die Logistik des reinen Gases vorangetrieben werden. DB Cargo entwickelt dazu Wasserstoff-Container, die die kleinteilige Verteilung an dezentrale Kunden ohne eigene Cracking-Anlagen, beispielsweise Wasserstoff-Tankstellen, erleichtern sollen.
Gasförmiger Wasserstoff kann unter hohem Druck in speziellen Multi Element Gas Containern (MEGC) transportiert werden. DB Cargo organisiere zudem die Belieferung der Wasserstoffzüge von DB Regio, die derzeit auf verschiedenen Linien im Praxisbetrieb getestet werden.
Eine weitere Möglichkeit besteht im Transprt von tiefkalt verflüssigtem Wasserstoff (LH₂). Aufgrund seiner extrem niedrigen Temperatur (ca. -253 °C) bedürfe es auch hier besonderer Container.
„Grüne Logistik“ für grünen Wasserstoff
Die nach eigenen Angaben größte europäische Güterbahn ist Mitgesellschafterin des „Reallabor Burghausen ChemDelta Bavaria“. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Gesellschaft im bayerischen Chemiedreieck, wo die Bahn Wasserstofflogistik im Industrieallatag erprobe.
Den Bedarf an Wasserstoff schätzt die Bundesregierung in ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie bis ins Jahr 2030 auf rund 110 TWh jährlich ein. Zum Vergleich: Der Gesamt-Stromverbrauch in Deutschland lag zuletzt bei rund 580 TWh pro Jahr.
„Das deutsche Schienennetz ist ein Umweltnetzwerk mit mehr als 35.000 km Streckenlänge. Allein DB Cargo bedient dabei mehr als 2.100 Schnittstellen, Kundenanschlüsse, Terminals und Binnenhäfen. Grüner Wasserstoff braucht grüne Logistik“, so Dr. Sigrid Nikutta, Chefin der DB Cargo AG.