Die Anforderungen an thermisch geschnittene Werkstücke im Stahlbau sind hoch – insbesondere ab dem Vorbereitungsgrad P3. Während das Entfernen von Schlacke und Grat noch relativ einfach ist, stellt das anschließende Schleifen der Schmalseiten sowie das Verrunden aller Ecken mit einem Radius von 2 mm eine echte Herausforderung dar. Diese Aufgaben sind händisch kaum durchführbar, zumal sie mit einer erheblichen körperlichen Belastung für die Mitarbeitenden verbunden sind.
Das niederländische Unternehmen Teqram B.V. hat mit dem EasyGrinder eine innovative Lösung entwickelt, die den kompletten Verputzprozess automatisiert. Der große Vorteil dieses Systems liegt nicht nur in seiner Präzision, sondern vor allem in seiner Benutzerfreundlichkeit: Es ist keine Programmierung erforderlich. Der EasyGrinder richtet sich dabei besonders an Betriebe, die häufig Einzelteile oder Kleinserien bearbeiten – also klassische Fälle im Stahlbau.
Intelligente Technik für komplexe Aufgaben
Je nach Bearbeitungsanforderung setzt der EasyGrinder unterschiedliche Werkzeuge ein. So entfernt er Schlacke mit einem Meißel, nutzt Fächerscheiben oder Stiftfräsen zum exakten Verrunden der Kanten und bearbeitet die Schmalseiten mit einem Winkelschleifer. Selbst komplizierte Aufgaben wie das Senken von Bohrungen oder das Entfernen von Anschnittfahnen erledigt das System zuverlässig. Die Kombination aus Werkzeugvielfalt und automatischer Erkennung sorgt dafür, dass auch anspruchsvolle Geometrien mit gleichbleibender Qualität bearbeitet werden können.
Automatische Erkennung statt manueller Programmierung
Ein besonderes Merkmal des EasyGrinder ist seine 3D-Vision-Technologie. Sie analysiert jedes Werkstück autonom und plant die Bearbeitung vollständig automatisch. Geometriedaten müssen dafür nicht bereitgestellt werden. Gerade Kanten werden beispielsweise in drei Arbeitsschritten mit einer Fächerscheibe zu einem normgerechten 2 mm-Radius verrundet – ganz im Sinne der DIN EN 1090-2. Der Anwender legt lediglich die Werkstücke auf Paletten in die Zelle und wählt über vordefinierte Rezepte die gewünschte Bearbeitungsqualität aus.
Neben der eigentlichen Bearbeitung übernimmt der EasyGrinder auch das vollständige Handling der Werkstücke. Die Teile – auch in gemischten Formaten – werden auf Paletten angeliefert, vom Roboter gegriffen und bis zu einem Gewicht von 200 kg sicher gehandhabt. Nach der Bearbeitung der ersten Seite dreht das System das Werkstück automatisch und setzt die Bearbeitung auf der Rückseite fort. Anschließend erfolgt das saubere und geordnete Stapeln der fertigen Teile. So entsteht ein geschlossener und effizienter Arbeitsprozess ohne manuellen Eingriff.
Ergänzung durch automatische Strahlanlage
Optional lässt sich der EasyGrinder mit einer automatisierten Strahlanlage kombinieren, etwa einer Rundtischstrahlmaschine. Über eine OPC-UA-Schnittstelle tauschen beide Systeme die nötigen Informationen aus. Der Roboter positioniert das Werkstück, führt den Strahlvorgang durch, wendet es und wiederholt den Vorgang. Das Resultat: gleichmäßig beidseitig gestrahlte Werkstücke, optimierte Kantenqualität ohne Strahlschatten und ein im Vergleich zu Rollenbahnsystemen deutlich geringerer Energiebedarf.
Antwort auf den Fachkräftemangel
In vielen europäischen Ländern steht der Stahlbau vor dem Problem des zunehmenden Fachkräftemangels. Tätigkeiten wie das manuelle Verputzen sind nicht nur körperlich belastend, sondern auch wenig attraktiv. Der EasyGrinder übernimmt genau diese Aufgaben – vollständig automatisiert, mit gleichbleibender Qualität und ohne Risiko für das Personal. So können Unternehmen ihre qualifizierten Fachkräfte gezielter in wertschöpfendere Tätigkeiten einbinden.
Mit dem EasyGrinder bietet Teqram eine durchdachte und praxisnahe Lösung für Stahlbauunternehmen, die auf Qualität und Effizienz setzen. Das System automatisiert nicht nur körperlich belastende Arbeiten, sondern bringt auch eine neue Bearbeitungsqualität mit sich – und das ohne Programmieraufwand. Damit ist es eine sinnvolle Investition für Unternehmen, die dem Fachkräftemangel aktiv begegnen und ihre Fertigung zukunftsfähig aufstellen möchten.