Nach intensiver Gremienarbeit wurde Seitens der Wirtschaftsvereinigung Stahl, als gemeinsames Arbeitsergebnis der Deutschen Stahlindustrie, ein schlüssiger Vorschlag eines Label-Systems (A-E) zur Definition und Markierung von grünem Stahl, vorgelegt. Wann ist Stahl als „Grün“ oder klimafreundlich einzustufen? Dafür gab es bisher verschiedene eigene Definitionen der unterschiedlichen Unternehmen, die sich mit dieser Thematik beschäftigt haben.
Die Swiss Steel Group, als Europas größter Hersteller von Elektrostahl, vertreten in ganz Europa und Nordamerika, kann diesen Schritt nur begrüßen und sieht durchaus das Potential die Definition wie auch das Label-System international zu übernehmen.
Was war zunächst die Herausforderung?
- Schaffung der Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Herstellungsrouten, sowohl der Elektrostahlroute, die rein technologisch durch den überwiegenden Einsatz von Schrott, deutliche Vorteile hat, als auch der Hochofenroute, die zunächst einmal technologisch im CO2-Fußabdruck unterlegener ist.
- Beantwortung der Fragen inwieweit Investitionen, die erst zu klimaneutralem Stahl führen, anrechenbar sind, wenn vor allem regenerative Energien zur Verfügung stehen und welche Standards sicherstellen können, dass alle Marktteilnehmer nach den gleichen Regeln bilanzieren, damit die verschiedenen Wege zur Transformation auch vergleich- und bewertbar werden.
Da grüne Leitmärkte für Grundstoffe wie grünen Stahl ein zentraler Politikbaustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie sind, war es dringend notwendig hier Vergleichbarkeit zu schaffen. Dies, um die notwendige staatliche Anschubfinanzierung zu entlasten, in dem man die Voraussetzungen für die Schaffung von Anreizen auf der Nachfrageseite schafft.
Planungs- und Investitionssicherheit erzielen
Mit einer transparenten und vergleichbaren Basis für die notwendige staatliche Anschubfinanzierung bekommen die Unternehmen auch Planungs- und Investitionssicherheit. Der jetzt vorgelegte Vorschlag für ein Label-System für grünen Stahl berücksichtigt per Definition neben dem reinen CO2-Fußabdruck eines spezifischen Produkts auch transformative Schritte der Unternehmen hin zu Emissionssenkungen. Dies ist die eigentliche Weiterentwicklung gegenüber bisher gängigen Praktiken. Das Label-System bedient sich einer Klassifizierung von A = Near Zero Stahlproduktion bis E = Referenzschwelle.
Mit diesem Vorschlag wird der Aufbau von Leitmärkten für klimafreundliche Produkte gefördert und dem Ziel der Dekarbonisierung der Grundstoffindustrie beigetragen. Nur wenn es klare Definitionen gibt, können sich auch entsprechende Märkte entwickeln und in Folge die zunächst notwendige staatliche Anschubfinanzierung entlasten und Investitionssicherheit schaffen.
Starkes Signal für die Dekarbonisierung der Industrie
Einer der Vorteile dieses Label-Systems gegenüber anderen Systemen, wie beispielsweise dem der Internationalen Energieagentur (IEA), ist, dass der Bilanzraum neben dem Stahlwerk auch das Walzwerk beinhaltet und somit näher am Fertigprodukt ist, was Abnehmern entgegenkommt ihre aus Stahl eingekauften Emissionen besser zu verfolgen. Zudem werden ganzheitlich neben Scope 1 und 2 Emissionen auch Emissionen aus eingekauften Materialien (Scope 3.1), Upstream-Emissionen von eingesetzten Energien (Scope 3.3) und Emissionen von eingehendem Transport (Scope 3.4) berücksichtigt.
Entscheidend ist, dass der jetzige Vorschlag, im Gegensatz zu anderen Systemen, klar definiert für welche zwei Stahlgüten er gilt: C22 für die Hochofenroute und C45 für die Elektrostahlroute. In einem nächsten Schritt wird ein Regelbuch erarbeitet, welches klar definiert wie man ausgehend von den Referenzwerten dieser beiden Basisgüten auch Referenzwerte anderer, höherlegierter Güten ermitteln kann.
„Die Swiss Steel Group, als europäischer Marktführer für Grünen Stahl, schließt sich dem Gedanken des Regelwerks an und sieht darin ein starkes Signal für die weitere Dekarbonisierung der Industrie. Wir hoffen, dass die Deutsche Bundesregierung und die Europäische Kommission dies aufgreifen und unter Einbezug aller Stakeholder in die Überlegungen und Gespräche auf G-7 Ebene einbringt“, so Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group.