Eine funktionierenden Wasserstoff-Infrastruktur im Raum Dresden/Meißen könnte ab 2032 Realität werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurdienstleisters INFRACON im Auftrag des Fernleitungsnetzbetreiber ONTRAS und des Verteilnetzbetreiber SachsenNetze.
Die Studie bildet eine fundierte Basis für sich anschließende Planungsschritte sowie strategische Entscheidungen im Hinblick auf eine erfolgreiche Implementierung eines H2-Netzes im Nordraum Dresdens und in den umliegenden Kommunen.
Dazu wurden die erwarteten Energiebedarfe für industrielle und gewerbliche Großkunden sowie von Heiz- und Kraftwerken abgefragt. Ziel war es, ein möglichst realitätsnahes Bild der benötigten Wasserstoffinfrastruktur zu erhalten.
Im inhaltlichen Fokus der Studie steht die H2-Netzanbindung und -Versorgung der Region Dresden/Meißen. Der dafür notwendige Anschluss ist bereits in der Modellierung des H2-Kernnetzes (Entwurfsstand: 11/2023) integriert.
Die Genehmigung nach finaler Antragstellung der Fernleitungsnetzbetreiber steht jedoch noch aus. In den nachgelagerten Verteilnetzen wie auch im Fernleitungsnetz werden zum Großteil vorhandene Gasleitungen umgestellt. Nur wenige Abschnitte und Anlagen müssen neu gebaut werden.
Meilenstein für regionale Dekarbonisierung und H2-Wirtschaft
„Mit der H2-Anbindung werden vor allem für die Kraft- und Heizwerke erhebliche Potenziale zur CO2-Reduzierung erschlossen. Aber auch Großkunden im Nordraum von Dresden sowie den umliegenden Kommunen können davon profitieren“, sagt SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine. „Die H2-Machbarkeitsstudie entfaltet damit Bedeutung für die gesamte Fokusregion und ist ein wichtiger Baustein für die Umsetzung des Dekarbonisierungskonzepts in Dresden. Der Erfolg hängt allerdings von den entsprechenden politischen Rahmenbedingungen und der Schnelligkeit des H2-Hochlaufs ab.“
Ralph Bahke, ONTRAS-Geschäftsführer, betont: „Die Anbindung der Region Dresden/Meißen an das deutschlandweite Wasserstoffnetz schafft optimale Voraussetzungen für die Entwicklung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft“, und fügt hinzu: „Der damit mögliche Zugang zu Speichern und Importpunkten schafft eine hohe Flexibilität und Versorgungssicherheit und verbindet diesen sächsischen Wirtschaftsraum mit dem europaweit entstehenden Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone).“
Umstellung der Versorgung kosteneffizient und zukunftsfähig gestalten
Die Kosten für die modellierte H2-Umstellgs- sowie Neubaumaßnahmen hängen von den individuellen Anforderungen der jeweiligen Kunden ab. Der finanzielle Rahmen liegt zum Beispiel für Dresden bei einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Eine höhere planerische und wirtschaftliche Effizienz kann erreicht werden, wenn im Zuge der Umstellung von Großkunden auch die umgebenden Verteilnetze koordiniert umgestellt werden.
Dies wurde im zweiten Szenario der Studie, im Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP), untersucht. Die Möglichkeit zur sukzessiven Umstellung der regionalen Verteilnetze der SachsenNetze bis zum Jahr 2045 konnte durch den zweiten Teil der Studie ebenfalls bestätigt werden.
Auf Wasserstoff umgestellte Gasverteilnetze werden ein wichtiger Pfeiler für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in der Region und die Versorgung der vielen regionalen Industrie- und Gewerbegebiete sein. Die Einbeziehung von Wasserstoff auch in die kommunale Wärmeplanung schafft dabei zusätzliche Synergien und unterstützt eine resiliente Energieversorgung.
Am Energieversorgungs-Konzept für den Industriebogen im Landkreis Meißen wird seit 2021 intensiv gearbeitet. Auch ein Anschluss an das H2-Netz ist vorgesehen. Die regionale Verteilung des Wasserstoffs wurde in einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2023 von SachsenNetze und Stadtwerke Riesa untersucht. Eine weitere Studie zur Wasserstoff-Netzanbindung der Region Ostsachsen/Lausitz wird aktuell ausgearbeitet und noch in diesem Frühjahr fertiggestellt.