Die Bundesnetzagentur hat am 22. Oktober den Bau des deutschlandweiten Wasserstoff- Kernnetzes genehmigt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 19 Milliarden Euro soll bis 2032 das Kernnetz und damit ein wichtiger Pfeiler des Wasserstoff-Hochlaufs entstehen. 25 Netzbetreiber wollen gemeinsam das Netz aufbauen, das Industriezentren verbinden und Deutschland an europäische Nachbarländer anbinden soll.
Am 22. Juli haben die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) den finalen Antrag für das Wasserstoff-Kernnetz bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eingereicht. Nun hat die BNetzA den Antrag genehmigt. Die FNB bezeichnen die heute erteilte Genehmigung als „Meilenstein für die Energiewende”. Außerdem gebe sie den potenziellen Erzeugern, Abnehmern und Händlern von Wasserstoff Planungssicherheit, so Barbara Fischer, Geschäftsführerin FNB Gas e.V.
Die 9.040 Kilometer des Kernnetzes sollen künftig Industriezentren, Häfen und Energieerzeugungsstandorte miteinander verbinden und Deutschland mit den europäischen Nachbarländern verknüpfen. Neben 15 FNB beteiligen sich 10 Verteilnetzbetreiber am Projekt.
Etwa 278 TWh klimaneutralem Wasserstoff planen die Netzbetreiber, in den fast 10.000 Kilometer langen Pipelines zu transportieren. Etwa 60 Prozent der Leitungen sollen durch Umwidmung bestehender Gasleitungen entstehen. 40 Prozent müssen neu errichtet werden. 2025 wollen die FNB mit der Umsetzung beginnen.
„Aufbau des H2-Marktes ist eine Gemeinschaftsaufgabe”
Dr. Thomas Gößmann, Vorstandsvorsitzender FNB Gas e.V., bezeichnet das Wasserstoff-Kernnetz als Grundstein für ein neues Energiesystem, das die Grundlage für eine klimaneutrale Industrie und Energieversorgung schaffe. Es ermöglicht den kostengünstigen Transport von großen Wasserstoffmengen über weite Strecken, heißt es vom nationalen Wasserstoffrat. Das Wasserstoff-Kernnetz zielt vor allem auf die Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie. Außerdem dient es als Flexibilitätsoption für die Stromversorgung und soll zudem auch den Wärme- und Verkehrssektor bedienen.
Die Entwicklung des Kernnetzes resultiert aus 19 Monaten Zusammenarbeit zwischen Politik, Bundesnetzagentur und Netzbetreibern. Deutschland positioniere sich laut des FNB Gas e.V. damit als Vorreiter beim Aufbau der europäischen Wasserstoffinfrastruktur. Der Aufbau des H2-Marktes sei nun eine Gemeinschaftsaufgabe, so Gößmann. Alle Akteure seien gefordert, ihrerseits den Hochlauf aktiv voranzutreiben.
Anschluss der Verteilnetze
Der Nationale Wasserstoffrat begrüßt die Genehmigung, fordert aber weitere klare politische Rahmenbedingungen und Anreize für Investitionen in Wasserstofftechnologien über die gesamte Wertschöpfungskette. Dies umfasst sowohl den schnellen Ausbau weiterer wichtiger Infrastrukturelemente, z.B. Verteilnetze, Speicher und Importterminals, als auch eine gezielte Unterstützung für Investitionen in das Wasserstoff-Angebot und die Wasserstoff-Anwendungen.
Um Deutschland entschieden in Richtung Wasserstoffland zu führen, müsse im nächsten Schritt aber auch das Verteilnetz angeschlossen werden, betont der Branchenverband Zukunft Gas. Die Gasverteilnetze versorgen 20 Millionen Haushalte, 1,8 Millionen mittelständische Betriebe sowie die verarbeitende Industrie. Für deren Anbindung an das Kernnetz noch die nötige Klarheit und auch das Signal der Politik fehle. Auch für die Nah- und Fernwärmeversorgung, die künftig durch KWK-Anlagen mit Wasserstoff, seinen Derivaten oder Biomethan erfolgen wird, spielen die Gasverteilnetze eine zentrale Rolle, sagte Kehler.