Der Stahlhersteller Georgsmarienhütte und der Energiedienstleister EWE wollen gemeinsam Wasserstoffprojekte umsetzen und damit die Transformation der Region auf dem Weg in die Klimaneutralität voranbringen.
Am 24. August haben Dr. Alexander Becker, CEO der GMH Gruppe, und EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler in Georgsmarienhütte bei Osnabrück eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Ziel ist es, die CO2-Emissionen bei der Stahlherstellung zu reduzieren. Ab 2039 soll der Stahl aus Georgsmarienhütte unter anderem durch den Einsatz von Wasserstoff vollständig klimaneutral hergestellt werden. Partner EWE will dafür grünen Wasserstoff aus Erzeugungsanlagen im Nordwesten Deutschlands liefern.
Klimaneutrale Stahlherstellung ab 2039
Zu den Gründen der geplanten Kooperation äußert sich Dr. Alexander Becker, CEO der GMH Gruppe: „Bis 2039 soll unsere Stahlproduktion klimaneutral sein. Als Zwischenschritt wollen wir unsere Emissionen bis zum Jahr 2030 bereits halbieren. Mit unserer Leittechnologie Elektrostahl und optimierten Prozessen sowie dem Einsatz von Wasserstoff statt Erdgas ist das realistisch machbar. Auf dieser Basis werden wir bis 2039 klimaneutral Stahl produzieren und einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele von 2015 leisten. Wir freuen uns daher, dass wir einen starken Partner in der Nähe unseres größten Stahlwerks gefunden haben, der diesen Weg gemeinsam mit uns gehen wird“, sagt der GMH-Chef.
Die Georgsmarienhütte war seinerzeit Pionier im Einsatz von Elektrolichtbogenöfen, in denen nahezu 100 % Stahlschrott recycelt wird – anstatt Primärrohstoffe zu verarbeiten. Gegenüber der üblichen Hochofenroute entstehen im Elektrostahlwerk fünf Mal weniger CO2-Emissionen. Durch die Nutzung von Ökostrom (Green Power) wird dieser Wert nochmals deutlich reduziert. Darüber hinaus kann das Unternehmen seit kurzem auch biogene Kohle für die Stahlproduktion einsetzen, wodurch dieser Wert um weitere 25 % reduziert wird (Green Power Premium). Mit weiteren Transformationsprojekten wird die GMH Gruppe die angestrebte Klimaneutralität bis 2039 erreichen.
Verbindendes Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ als Basis
Ausgangspunkt der großtechnischen Herstellung des grünen Wasserstoffs von EWE sei Stefan Dohler zufolge das verbindende Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses bringt Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen und setzt damit die politischen Forderungen um. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.
Fördergenehmigung auf europäischer Ebene notwendig
„Wir wollen an systemdienlichen Standorten nahe der deutschen Nordseeküste bis zu 400 MW Elektrolysekapazität aufbauen,“ sagt Stefan Dohler, „aus der wir je nach Absatzmarkt ab 2026 jährlich bis zu 40.000 t grünen Wasserstoff produzieren können.“
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Erzeugungskapazitäten in den nächsten zehn Jahren bedarfsgerecht bis in den Gigawatt-Maßstab auszubauen. Der grüne Wasserstoff soll auch bei GMH zum Einsatz kommen. Transportiert werden soll der Wasserstoff aus den EWE-Anlagen über neu entstehende Wasserstoffpipelines, die unter anderem im Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ gebaut werden, ebenso wie im geplanten Vorhaben „HyPerLink“ des Ferngasnetzbetreibers Gasunie. Dazu finden bereits Gespräche mit möglichen Infrastrukturbetreibern statt. Über die Pipelines könnte eine infrastrukturelle Einbindung der GMH-Anlagen sichergestellt werden. Durch die Positionierung der EWE-Produktionsanlagen an wichtigen Offshore-Anbindungspunkten besteht zudem die Möglichkeit, den Import von grünem Wasserstoff zu integrieren. Für die Vorhaben sei jedoch eine zügige Fördergenehmigung auf europäischer Ebene notwendig.
(Quelle: EWE/2023)