In Leuna entsteht eine Forschungsanlage für e-Fuels. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will dort die Herstellung strombasierter Kraftstoffe, wie strombasiertes Kerosin (Sustainable Aviation Fuel, (SAF)) und weitere e-Fuels im industriellen Maßstab untersuchen. Die Anlage soll 2028 den Betrieb aufnehmen und europaweit Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen.
Wie das DLR zum Spatenstich der Anlage am 1. Oktober mitteilte, soll die Anlage die Hochskalierung von Herstellungsprozessen von Power-to-Liquid (Ptl)-Produkten (sogenannten e-Fuels) vorbereiten. Demnach wolle man nicht nur die e-Fuels selbst optimieren, sondern auch deren industrielle Produktionsverfahren optimieren und einen Technologietransfer aus der Forschung ermöglichen. Laut DLR kann die Forschungsarbeit in der TPP „voraussichtlich 2028” starten.
Wie die Griesemann Gruppe am 2. Oktober bekanntgab, wird sie die Anlage planen, bauen und betreiben. Schon an der Machbarkeitsstudie für die Standortwahl war der Anlagenbauer beteiligt. Als Generalunternehmer übernehme er nun unter anderem einen Großteil des ingenieurtechnischen Projektmanagements, sämtliche Beschaffungsdienstleistungen und die Ausarbeitung der Genehmigungsplanung sowie das Detail Engineering unter der Beteiligung der inhouse vorhandenen, multidisziplinären Engineering-Gewerke.
Nach Erstellung des Detail Engineerings und Freigabe zur Ausführung, wird die Anlage unter der gesamtverantwortlichen Bau- und Montageleitung der Griesemann Gruppe errichtet. Hierfür bringe das Unternehmen „seine gesamte Expertise aus Engineering und Anlagentechnik” ein. Perspektivisch lasse sich die Anlage um einen neuen Forschungsstrang sowie weitere Komponenten ergänzen. Diese Option hänge jedoch davon ab, wie es mit der Förderung weitergehe. Initial erhält die TPP Finanzmittel in Höhe von 130 Millionen Euro Forschungsplattform durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV).
Erste Anlage die Integration auf industriellem Niveau erprobt
Als öffentlich geförderte Einrichtung soll die Plattform Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz Europa zur Verfügung stehen. Der Geschäftsführer des Wesselinger Familienunternehmens, Björn Griesemann. erklärte in einem Statement, er sei erfreut darüber, „als Generalunternehmer einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Entwicklung zukunftsweisender Technologien für eine nachhaltige Luft- und Schifffahrt leisten“ zu dürfen.
Mit einer Kapazität von 2.500 Tonnen PtL-Produkt pro Jahr werde die TPP als erste Anlage ihrer Art eine Gesamtintegration auf industriellem Niveau erproben. Damit habe sie das Potenzial, technischer Maßstab für künftige Produktionsanlagen zu werden. Nach Angaben von DLR und Griesemann Gruppe entstünden die synthetischen Kraftstoffe sämtlich auf Grundlage von grünem, RED II-konformem Wasserstoff, erneuerbarer Energie und CO2. Woher der grüne Wasserstoff stammt, ist noch unklar. Möglich ist, dass die neuen Produktionskapazitäten im nahegelegenen Energiepark Bad Lauchstädt eine Rolle spielen werden. Im Juli 2024 unterzeichneten die Betreiber einen langfristigen Liefervertrag mit der TotalEnergies-Raffinerie, die sich ebenfalls im Chemiepark Leuna befindet.
Die Synthese der strombasierten Kraftstoffe findet auf Basis des Fischer-Tropsch-Verfahrens statt. Synthetische, strombasierte Kraftstoffe gelten insbesondere in der Luftfahrt als aussichtsreiche Option für die Defossilisierung des Betriebs. Die Technologieplattform markiert einen bedeutenden Meilenstein, um eine klimaneutrale, nicht-biogene SAF-Produktion im industriellen Maßstab zu skalieren.