Forscher der University of Hong Kong (HKU) melden einen Durchbruch bei der Entwicklung rostfreien Stahls: Der neuartige „SS-H2“ Stahl biete eine extrem hohe Korrosionsbeständigkeit und eigne sich daher ideal für Anwendungen im Wasserstoffbereich.
Unter der Leitung von Professor Mingxin Huang haben Forschende der HKU an der Fakultät für Maschinenbau den neuartigen Stahl “SS-H2” (stainless steel for hydrogen) mit hoher Korrosionsbeständigkeit entwickelt. Diese Eigenschaft prädestiniert ihn für den Einsatz bei der Gewinnung von Wasserstoff aus Meerwasser.
Die Entdeckung wurde in der Fachzeitschrift Materials Today unter dem Titel “A sequential dual-passivation strategy for designing stainless steel used above water oxidation” veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse wurden bereits in mehreren Ländern zum Patent angemeldet. Erste Zulassungen liegen vor.
Sechs Jahre Arbeit für den rostfreien Stahl
Derzeit werden für Wasserelektrolyseure in entsalztem Meerwasser oder sauren Lösungen teure gold- oder platinbeschichtete Titan-Komponenten benötigt. Durch die Neuentwicklung des SS-H2 können Elektrolyseurhersteller teure Strukturbauteile durch kostengünstigeren Stahl ersetzen. Schätzungen zufolge lassen sich die Kosten für Strukturmaterial durch den Einsatz des neuen Stahls um den Faktor 40 senken, was ein großes Potenzial für Industrieanwendungen aufzeigt.
SS-H2 stellt aufgrund dieser überlegenen Korrosionsbeständigkeit einen grundlegenden Durchbruch gegenüber herkömmlichem rostfreien Stahl dar. Von der Entdeckung des rostfreien Stahls bis zur Vorbereitung der offiziellen Veröffentlichung und hoffentlich der industriellen Anwendung investierte das Team fast sechs Jahre Arbeit.
Chrom ist der Schlüssel zur Korrosionsbeständigkeit
Rostfreier Stahl ist ein wichtiger Werkstoff, der in korrosiven Umgebungen weit verbreitet ist. Wesentliches Element für die Korrosionsbeständigkeit ist Chrom. Die Oxidation von Chrom bildet einen passiven Film, der rostfreien Stahl in natürlichen Umgebungen schützt. Wie das Team um Professor Mingxin Huang gezeigt hat, ist es jedoch ein Fehler, sich auf diesen Passivierungsmechanismus zu verlassen.
So weist der nichtrostende Superstahl 254SMO zwar eine ausgezeichnete Beständigkeit gegen Lochfraß in Meerwasser auf. Die transpassive Korrosion schränkt seine Anwendung jedoch ein. Bei herkömmlichen nichtrostenden Stählen tritt transpassive Korrosion unweigerlich bei 1000 mV auf. Das liegt unterhalb des für die Wasseroxidation erforderlichen Potenzials von 1600 mV.
Den chinesischen Forschern ist es gelungen, die Korrosion ihres Stahls in chloridhaltigen Medien bis zu einem Potential von 1700 mV durch eine “sequentielle Doppelpassivierung” zu verhindern. Bei der Doppelpassivierung bildet sich zusätzlich zur Passivschicht auf Chromoxid-Basis bei 720 mV eine sekundäre Schicht auf Mangan-Basis.