In Oberösterreich ist ein neuartiges Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb, das grünen Wasserstoff aus einem unterirdischen Porenspeicher nutzt. Das Projekt zeigt, wie überschüssige Sonnenenergie für den Winterbedarf gespeichert werden kann.
Im oberösterreichischen Gampern hat der Gasspeicherbetreiber RAG Austria AG zu Beginn der Heizsaison 2024 eine Wasserstoff-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) mit einer Leistung von 1 MW in Betrieb genommen. Laut dem Hersteller Innio Group ist dies die erste Anlage dieser Art in Europa. Der verwendete Wasserstoff wurde im Sommer mithilfe von Solarenergie produziert und in einem unterirdischen Porenspeicher gelagert, von wo aus er nun für die Energieversorgung im Winter genutzt wird.
Seit Juni 2024 versorgt das Wasserstoff-Kraftwerk den RAG Austria-Standort in Gampern mit Strom und Wärme aus grünem Wasserstoff. Eine benachbarte Elektrolyseanlage erzeugt den Energieträger im Sommer mittels Solarenergie. Anschließend wird das Gas im ersten unterirdischen Porenlager-Wasserstoffspeicher in Rubensdorf bei Gampern eingelagert.
Der Speicher kann überschüssigen Sonnenstrom mit einem Volumen von bis zu 4,2 GWh in Form von Wasserstoff speichern – eine Energiemenge, die der Produktion von 1.000 PV-Anlagen in Einfamilienhausgröße während eines Sommers entspricht. In der kalten Jahreszeit nutzt die Innio-KWK den gespeicherten Wasserstoff zur Erzeugung von Strom und Wärme für den lokalen Bedarf des Betriebsstandorts.
Saisonale Energiespeicherung für nachhaltige Versorgung
Dieses Konzept adressiert eine der Herausforderungen der Energiewende: die saisonale Speicherung von Solarstromüberschüssen aus dem Sommer für den Winterbedarf. Die Anlage demonstriert zudem die schrittweise Substitution von Erdgas durch Wasserstoff zur ganzjährigen Stromerzeugung. Andreas Kunz, CTO der Innio Group, kommentiert: "Wir zeigen, wie die Dekarbonisierung von Gemeinden und Industriestandorten umgesetzt werden kann."
RAG-CEO Markus Mitteregger erklärt in einer Pressemitteilung vom 14. Oktober: "Die Jenbacher Technologie ermöglicht es uns, die Erzeugung erneuerbarer Energie von ihrem Verbrauch zu entkoppeln und dadurch ganzjährig eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten."
In der Region um Linz, etwa 80 km entfernt, betreibt RAG Austria seit Jahresbeginn ein größeres Pilotprojekt zur Wasserstoffeinlagerung in Porenspeichern. Hier ist eine erweiterte Version der Gamperner Anlage geplant: Wasserstoff aus der Sommerproduktion soll ein Fernwärmeheizkraftwerk und die zugehörige Infrastruktur versorgen. RAG gibt an, der erste Betreiber weltweit gewesen zu sein, der Wasserstoff in ehemaligen Erdgaslagerstätten saisonal und in großem Umfang einspeicherte. Mit dem Projekt EUH2STARS plant das Unternehmen nun, die Umwandlung von Erdgasspeichern zur Wasserstoffnutzung sowie den Neubau von Speichern in größerem Maßstab zu untersuchen.