Das große Potenzial von Biomethan für unsere Energieversorgung wird oft unterschätzt. Der Branchenverband der Gas- und Wasserstoffwirtschaft Zukunft Gas und das Zentrum Liberale Moderne haben die Entwicklungsmöglichkeiten einer deutsch-ukrainischen Biomethan-Partnerschaft genauer untersucht. Für beide Seiten ergäben sich aus einer solchen Kooperation große Vorteile. Auf dem Weg zu einem florierenden Biomethan-Handel sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen. Ein Policy Paper, das am 12. Oktober 2023 vorgestellt wurde, widmet sich möglichen Chancen aber auch Hindernisse einer solchen Partnerschaft.
Sowohl Deutschland als auch die Ukraine streben bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität an. Biomethan spielt hier eine nicht zu unterschätzende Rolle. In Teilen von Industrie, Verkehr aber auch in der Strom- und Wärmeversorgung ist Biomethan unter gleichzeitiger Stärkung der Resilienz des gesamten Systems unverzichtbar geworden. Mit ihren großen Agrarflächen verfügt die Ukraine im Hinblick auf die effiziente Bereitstellung großer Mengen des Gases über ein immenses Potenzial: Bis 2030 hält sie die Erschließung von 10 bis 54 TWh für möglich. Auf lange Sicht wird das Gesamtpotenzial einer Biomethan-Produktion mit bis zu 220 TWh beziffert – sobald die Kriegsschäden beseitigt sind. Die Gewinnung eines Großteils dieser Energie könnte aus landwirtschaftlichen Reststoffen erfolgen.
Ausschöpfung des Biomethan-Potenzials käme Klimazielen zugute
Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur klimaneutralen europäischen Energieversorgung ist laut dem REPowerEU-Plan auch Biomethan. Die ukrainischen Biomethan-Produzenten sehen darin ein vielversprechendes Geschäftsmodell. Die dezentralen Produktionsstrukturen für Biomethan stärken gleichzeitig die Resilienz des ukrainischen Energiesystems. Gleichzeitig bietet die bereits bestehende Transportinfrastruktur einen weiteren Vorteil für eine Biomethan-Partnerschaft. Infolge der stark abnehmenden russischen Gaslieferungen sind die Pipelines zwischen der Ukraine und Deutschland nur noch gering ausgelastet. Sie könnten in Zukunft für die Durchleitung von Biomethan genutzt werden.
„Unsere Energieversorgung wird künftig aus grünem Strom und neuen Gasen bestehen“, so Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas. „Neue Gase sind erneuerbare und dekarbonisierte Gase, wie Wasserstoff oder eben Biomethan. Durch die Zusammenarbeit mit Deutschland kann die Integration der Ukraine in den europäischen Energiemarkt unterstützt werden. Mit ihren großen Agrar-Potenzialen sieht die Ukraine im Biogas-Export ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell zur Stärkung ihrer dezentralen Strukturen. Damit kann zum wirtschaftlichen Erfolg der Ukraine beigetragen werden und gleichzeitig ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Für einen florierenden Biomethan-Markt müssen aber zunächst regulatorische Hürden sowohl in Deutschland als auch in der Ukraine abgebaut werden.“
Anpassung der Rahmenbedingungen: Initialzündung für vielversprechende Energie-Partnerschaft
Um die Ausgestaltung einer Biomethan-Kooperation zwischen Deutschland der Ukraine zu ermöglichen, muss das bestehende ukrainische Gasexport-Moratorium zwingend aufgehoben werden. Auf europäischer Seite ist im Rahmen der Umsetzung der novellierten EU-Erneuerbaren-Richtlinie (REDIII) zunächst ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine zur Anerkennung gegenseitiger Herkunftsnachweise notwendig.
Ralf Fücks, Direktor des Zentrums Liberale Moderne, das seit Jahren mit ukrainischen Partnern kooperiert: „Die Ukraine kämpft für die Sicherheit und Freiheit Europas. Sie ist zugleich ein potenzieller Stützpfeiler für die künftige Versorgung der EU mit klimaneutralem Strom, Biomethan und Wasserstoff. Und sie braucht bereits jetzt Investitionen in ein nachhaltiges Energiesystem für den Eigenbedarf wie für den Export. Insbesondere die Produktion von Biomethan kann kurzfristig gesteigert werden. Wir müssen damit nicht bis zum Ende des Krieges warten. Die Bundesregierung und die EU müssen dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen. Biomethan kann zu einem Erfolgsmodell der deutsch-ukrainischen Energiepartnerschaft werden.“
Das Policy Paper finden Sie hier. https://h2-news.eu/h2bx/