Die aktuelle Studie von Agora Energiewende „Wärmenetze: klimaneutral, wirtschaftlich und bezahlbar. Wie kann ein zukunftssicherer Business Case aussehen?“ beleuchtet das Potenzial von Wärmenetzen zur klimaneutralen Versorgung. Basierend auf dem neuen „Szenario Klimaneutrales Deutschland 2045“ analysiert der Bericht, wie bis 2045 ein Drittel der Wohnungen über Fernwärme versorgt werden kann. Die Studie stellt verschiedene wirtschaftliche und technische Herausforderungen dar, die der ambitionierten Ausweitung der Fernwärmeversorgung entgegenstehen, und gibt Handlungsempfehlungen zur wirtschaftlichen Absicherung der Wärmewende. Anhand von drei Fallstudien werden Transformationspfade entwickelt und deren Kostenstruktur analysiert.
Notwendiger Wandel im Wärmenetz
Die Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare und klimaschonende Quellen wie Geothermie und Abwärme ist unumgänglich, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und sozialverträgliche Wärmeversorgungskosten zu ermöglichen.
Der Investitionsbedarf liegt laut Berechnungen von Agora Energiewende bei rund 5 Mrd. Euro pro Jahr, was doppelt so viel ist wie das derzeitige Investitionsvolumen der Fernwärmeunternehmen. Die Studie zeigt, dass hohe Strompreise, Finanzierungsprobleme und Unsicherheiten über Fördermittel die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Fernwärme aktuell beeinträchtigen.
Herausforderungen und Chancen für Fernwärmeversorger
Für eine wirtschaftlich tragbare Fernwärmeversorgung nennt die Studie niedrigere Strompreise und stabile Förderbedingungen als entscheidende Hebel. Die Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze (BEW), die jährlich rund 0,8 Mrd. Euro zur Verfügung stellt, läuft jedoch 2028 aus und sollte verlängert sowie aufgestockt werden.
Zudem empfiehlt die Studie einen rechtlichen Anspruch auf Förderung für Fernwärme aus erneuerbaren Energien. Die Einbindung privaten Kapitals und neuer Investorengruppen ist ebenfalls ein zentraler Punkt, wobei staatliche Risikoabsicherungen den Einstieg erleichtern könnten.
Vertrauen der Verbraucher stärken
Diskussionen um hohe Nachzahlungen infolge fossiler Energiekrisen und Untersuchungen des Bundeskartellamts heben die Bedeutung des Verbraucherschutzes hervor. Da rund 80 % der Fernwärmebezieher Mietwohnungen bewohnen und oft über geringere Einkommen verfügen, sind Maßnahmen zur Reduzierung der Stromsteuer, Reform der Netzentgelte und stabiler Förderung entscheidend.
Die Studie schlägt vor, eine Plattform zur Preistransparenz sowie eine Preisaufsicht einzurichten, um Preisverzerrungen im Fernwärmemarkt zu vermeiden. Nur faire und transparente Preise schaffen die nötige Akzeptanz bei Haushalten.
Dringlichkeit eines schnellen Netzausbaus
Ein beschleunigter Ausbau des Wärmenetzes mit jährlich 100.000 neuen Anschlüssen ist erforderlich, um das Ziel von drei Millionen Haushalten bis 2045 zu erreichen. Agora warnt davor, dass eine verzögerte Umsetzung Verbraucher zur Wahl alternativer Heizungsarten verleiten könnte, was besonders einkommensschwache Haushalte belasten würde.
Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende, betont die Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Interessen von Versorgern mit den Bedürfnissen der Fernwärmekundschaft zu verbinden, um so eine erfolgreiche Wärmewende zu ermöglichen.
Die vollständige Studie ist kostenfrei unter www.agora-energiewende.de abrufbar.
(Quelle: Agora Energiewende)