Eine Kooperation von sieben Gasnetzbetreibern aus Südthüringen und Nordbayern zielt darauf ab, den Rennsteig an das nationale Wasserstoffnetz anzuschließen. Dies soll vor allem den energieintensiven Unternehmen der Region, wie der Glasindustrie, zugutekommen.
Gemeinsam wollen die Verteilnetzbetreiber (VNB) laut einer Pressemitteilung vom 5. Juni mit ihrem vorgelagerten Fernleitungsnetzbetreiber (FNB), der Ferngas Netzgesellschaft, auf eine Anbindung ihrer Region an das Wasserstoff-Kernnetz hinarbeiten. Dieses befände sich nach den aktuellen Planungen nämlich „weit entfernt” von den Unternehmen der Rennsteigregion. Daher gelte gelte es nun, die geplante „Wasserstoff-Autobahn” mit „Bundes-, Land- und Kreisstraßen“ zu verbinden.
Hierfür möchten die Partner zunächst die erwarteten Wasserstoffbedarfe in ihren Netzgebieten ermitteln, um auf dieser Grundlage „weitere Schritte” zu gehen. Ziel sei die „gemeinsame, vorausschauende und bedarfsgerechte Planung”, um eine „sichere, bezahlbare und effiziente Transformation der Infrastruktur gewährleisten zu können“.
Auch ihre Kunden wollen die Netzbetreiber ´daran beteiligen. So veranstalte VNB Bayernwerk Anfang Februar 2024 zusammen mit dem HySON Institut für Angewandte Wasserstoffforschung (Sonneberg) einen Workshop für energieintensive Gasgroßkunden mit Interesse an einer Wasserstoffanbindung.
Rennsteig: Kein Anschluss ans Kernnetz geplant
Das von den FNB im November 2023 vorgestellte Wasserstoff-Kernnetz soll die Bundesnetzagentur nach jetzigem Stand noch vor der Sommerpause 2024 genehmigen. Der nächste Schritt wäre ein integrierter Netzentwicklungsplan (NEP) Gas und Wasserstoff, den eine Ende Mai gegründete Koordinierungsstelle im Jahr 2025 erstmals bei der Bundesnetzagentur einreichen soll.
Inhalt des NEP ist die Planung für den Ausbau des Wasserstoffnetzes für die Jahre 2025 bis 2035. Für die sieben VNB aus Südthüringen und Nordbayern bietet der NEP die Chance, regionale Bedarfe aufzuzeigen, die das Kernnetz nicht berücksichtigt. So könnte man vorschlagen, „einen oder mehrere” Bezugspunkte für Wasserstoff in der Rennsteigregion einzubringen.
Mit dieser Initiative machten die Netzbetreiber „frühzeitig und damit vorausschauend ihre Hausaufgaben”. Erste Fördermaßnahmen habe man bereits auf europäischer, nationaler sowie regionaler Ebene angestoßen. Voraussetzung für eine Anbindung an das Kernnetz sei jedoch, „dass Wasserstoff und andere grüne Gase in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen am Markt verfügbar sind”.
Hintergrund
Hintergrund der Initiative war ein Treffen der Wirtschaftsminister von Bayern und Thüringen im vergangenen Jahr. Dabei gaben Hubert Aiwanger und Wolfgang Tiefensee den Startschuss für eine länderübergreifende Modellregion. Ziel war die Dekarbonisierung vor allem der Glasindustrie am Rennsteig. Zu den in einem Impulspapier definierten Handlungsfeldern gehört auch die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff.
Laut dem Papier sei unter anderem zu prüfen, „inwieweit die Gasnetzbetreiber der Glasindustrie am Rennsteig einen Anschluss an das nationale Wasserstoffnetz ermöglichen (…) können“. Darüber hinaus bestehe auch bei vielen energieintensiven Betrieben im Raum Nordwestoberfranken „großes Interesse” an einer solchen Anbindung.
Die sieben Netzbetreiber im Einzelnen:
- Ferngas Netzgesellschaft mbH
- Licht- und Kraftwerke Sonneberg GmbH
- SÜC Energie und H2O GmbH (Coburg)
- TEN Thüringer Energienetze GmbH
Insgesamt versorgen die Unternehmen nach eigenen Angaben rund 200 Industrie- und Gewerbebetriebe sowie knapp 100 Gemeinden mit Gas.