Das Biotech-Start-up Microbify begleitet den Aufbau des ersten kommerziellen Wasserstoffspeicher Deutschlands in Gronau mit mikrobiologischem Fachwissen. Ziel ist es, die Sicherheit und Effizienz des Speichers durch kontinuierliche Beobachtung der Mikroorganismen zu erhöhen.
Der RWE-Speicher in Gronau zeigt: Bei der großtechnischen Speicherung von Wasserstoff spielen mikrobiologische Prozesse eine wichtige Rolle. Denn die energiereichen Wasserstoffmoleküle dienen natürlichen Mikroorganismen als Nahrungsquelle. Mithilfe neuartiger Verfahren will Microbify die Kleinstlebewesen aus Gasspeichern und der dazugehörigen Infrastruktur isolieren und identifizieren. So lasse sich ihr Verhalten erkennen und vorhersagen.
Diese Erkenntnisse sollen es dem Betreiber RWE Gas Storage West ermöglichen, die Betriebsparameter des Speichers anzupassen. Dadurch könne er bei Bedarf steuernd in die mikrobiologischen Prozesse eingreifen und so potenzielle Schäden vermeiden. Dies könne auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessern. Um die Mikrobiologie des H2-Speichers frühzeitig zu berücksichtigen, werde das Straubinger Start-up das Projekt von der Planungsphase an begleiten.
Speicher in Gronau: Teil von GET H2
Mikrobiologische Aktivitäten können erhebliche Auswirkungen auf die Wasserstoffspeicherung haben. Hauptprobleme sind Biokorrosion, die Anlagen beschädigt, Biofouling, das die Effizienz mindert, Wasserstoffverluste durch mikrobielle Nutzung und Verunreinigungen durch Stoffwechselprodukte. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt das Biotech-Unternehmen auf mikrobiologisches Monitoring mit regelmäßigen Analysen sowie die Entwicklung spezifischer Nachweismethoden. Lösungsansätze umfassen biokompatible Beschichtungen für Speicheroberflächen und die gezielte Steuerung von Umgebungsbedingungen wie pH-Wert, Temperatur und Nährstoffverfügbarkeit zur Kontrolle des mikrobiellen Wachstums.
Im April 2022 hatte RWE den Start des Genehmigungsverfahren verkündet und das Projekt Politik und Öffentlichkeit vorgestellt. Die Erstbefüllung mit Wasserstoff soll 2026 stattfinden, sodass der Speicher 2027 seinen regulären Betrieb aufnehmen kann.
Der Wasserstoff-Kavernenspeicher in Gronau ist Teil der Initiative GET H2, die eine Keimzelle der bundesweiten Wasserstoffinfrastruktur werden will. Das Vorhaben wurde im Mai 2021 von der Europäischen Kommission als IPCEI-Vorhaben eingestuft. Im Juli erhielten die Betreiber die offiziellen Förderbescheide von Bund und Land. Mit RWE kooperiert Microbify schon seit Ende 2021 – der Essener Energie-Konzern war der erste Kunde des bayrischen Start-ups.