In der deutschen Industrie und Gesellschaft ist der Maschinen- und Anlagenbau mit seinen zukunftsweisenden Technologien Enabler der vielfältigen Transformationsprozesse. Für die Unternehmen sind jedoch investitionsfreundliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, wie etwa zügige Genehmigungsprozesse oder eine schlanke Bürokratie, nötig, um die Transformation voranzubringen.
Drei Viertel (76 Prozent) der Unternehmen die Dringlichkeit bewerten, die Bürokratiebelastung zu reduzieren, mit „sehr hoch“. Das geht aus einer aktuellen VDMA-Umfrage hervor, an der sich 700 Mitgliedsfirmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau – davon 165 aus Nordrhein-Westfalen – beteiligten. Weitere 21 Prozent bezeichnen sie als „hoch“. Damit liegt der Bürokratieabbau in der Rangliste der notwendigen Verbesserungen noch vor der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und den Energiepreisen.
„Der Maschinen- und Anlagenbau hat nicht nur mit einer sinkenden Nachfrage und dem Fachkräftemangel zu tun, sondern leidet auch unter den Auswirkungen der vielfältigen Herausforderungen, wie etwa der Umsetzung von EU-Regulierungen, der überbordenden Bürokratie oder der fehlenden Planungssicherheit. Das sind alles Faktoren, die sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche auswirken. Beispielsweise sollten Regulierungsvorhaben auch an ihren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit gemessen werden.“, sagt Hans-Jürgen Alt, Geschäftsführer des VDMA NRW.
Bangender Blick auf 2024
Die Weltwirtschaft befindet sich aktuell in einer Schwächephase, deren Dauer und Intensität noch nicht einschätzbar sind. Aufgrund geringerer Auftragseingänge legt der VDMA NRW seine reale Produktionsschätzung für 2023 auf minus 2 Prozent fest – auch für 2024 wird ein Produktionsrückgang von minus 2 Prozent erwartet. Aufgrund der anhaltenden Inflation zeichnet die Produktionsprognose ein realistischeres Bild als eine nicht preisbereinigte Umsatzprognose, die durch die Variable „Inflation“ verzerrt wird.
Die Unternehmen des nordrhein-westfälischen Maschinen- und Anlagenbaus sind von der aktuellen globalen Unsicherheiten belastet, auch sorgt diese für anhaltend schwache Neuaufträge. Zurzeit profitieren die Unternehmen noch von ihren Auftragspolstern, die aufgrund sinkender Neuaufträge jedoch rückläufig sind. 58 Prozent der Unternehmen haben aktuell einen niedrigeren Auftragsbestand als im langjährigen Durchschnitt. 23 Prozent der Firmen geben an, dass der aktuelle Auftragsbestand die Produktion im kommenden Jahr nicht stützen kann, 45 Prozent geben „wenig stützen“ an. Entsprechend ergibt sich eine verhaltene Umsatzerwartung, die vor dem Hintergrund der Inflation gesehen werden muss: 39 Prozent der Befragten in NRW erwarten immerhin noch ein nominales Umsatzwachstum. 21 Prozent der befragten Unternehmen rechnen im kommenden Jahr mit einer Stagnation. 41 Prozent gehen für 2024 jedoch von einem nominalen Erlösrückgang aus.
Vorsichtige Lichtblicke
Ein positiver Aspekt ist, dass sich die Engpässe in den Lieferketten deutlich entspannt haben. Der überwiegende Teil der Befragten aus Nordrhein-Westfalen sieht dort keine (18 Prozent) oder nur noch geringe Beschränkungen (60 Prozent). Für die kommenden drei Monate wird von den Unternehmen keine Verschärfung der Situation erwartet: nur noch 4 Prozent der Befragten rechnen mit einer Zunahme der Lieferkettenproblematik, 76 Prozent mit gleichbleibenden Einschränkungen und 20 Prozent mit einer Verbesserung der Situation. Besonders ausgeprägt sind vor allem noch die Probleme bei der Beschaffung von Elektronikteilen beziehungsweise -komponenten. 43 Prozent der Befragten stufen diese Probleme als gravierend oder merklich ein.
Belastende Fachkräfteengpässe
Mit knapp 190.000 Beschäftigten in rund 1.600 Unternehmen ist der Maschinenbau in Nordrhein-Westfalen größter industrieller Arbeitgeber. Ende September 2023 beschäftigten die hiesigen Unternehmen knapp 193.000 Menschen in den inländischen Stammbelegschaften in Betrieben ab 50 Mitarbeitende. Die Suche nach neuen Fachkräften stellt die Unternehmen zunehmend vor große Herausforderungen. Mit 95 Prozent der NRW-Maschinen- und Anlagenbauer berichten fast alle von Problemen bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden, 60 Prozent sogar von gravierenden und merklichen Engpässen in der Personalauswahl. 26 Prozent der Befragten befürchten in den kommenden drei Monaten eine Verschlechterung der Situation, wohingegen nur 6 Prozent eine Verbesserung erwarten.
Ausblick
„Trotz der Schwierigkeiten im internationalen Umfeld und der vielfältigen Herausforderungen gehen wir davon aus, dass sich deren Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau und dessen Produktion in Grenzen halten werden. Als Enabler und Impulsgeber wird unsere Branche auch hier Wege für eine erfolgreiche Zukunft finden.“, erklärt Alt.