Das KI-Start-up MiViA GmbH, eine Ausgründung des Instituts für Metallumformung der TU Bergakademie Freiberg, bietet über die webbasierte Plattform mivia.ai eine innovative und automatisierte Auswertung von Mikroskopbildern. Im Zuge einer pre-Seed-Finanzierung investiert der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen in das Start-up. Bei der Qualitätskontrolle von Werkstücken im Ein- und Ausgang unterstützt und entlastet MiViA damit Metallographen. Auf diese Weise können Aufwand, Reklamationen, Ausschuss und Produktionsausfälle minimiert und insgesamt ein einheitliches Qualitätsverständnis etabliert werden.
Standardisierte Routineprozesse
Nach eigenen Angaben hat das Gründerteam mit mivia.ai an der Schnittstelle zwischen Werkstoff- und KI-Expertise ein Produkt entwickelt, mit dem es den Routineprozess der Mikrostrukturanalyse beschleunigt und standardisiert. mivia.ai wird bereits durch namhafte Akteure aus der Stahlbranche angewandt. Die Mittel des TGFS dienen dem weiteren Unternehmensaufbau und der Entwicklung zusätzlicher Funktionalitäten.
In der Qualitätskontrolle ist die Mikrostrukturanalyse eines der wichtigsten Prüfverfahren und kommt auch in Forschung und Entwicklung zum Einsatz. Sie dient zur Erkennung von Oberflächenfehlern und insbesondere der Beurteilung der mechanischen Eigenschaften von Werkstücken. Auf diese Weise sollen potenzielle Mängel frühzeitig erkannt werden. Die Mikrostrukturanalyse ist traditionell ein aufwendiger Routineprozess, der von speziell ausgebildeten Metallographen oder externen Dienstleistern durchgeführt wird.
„Mit mivia.ai können wir die Metallographen deutlich von einer monoton-repetitiven Tätigkeit entlasten. Binnen Sekunden erhalten metallverarbeitende Unternehmen Zugang zu einer professionellen Mikrostrukturanalyse – und können das Ergebnis in ihre digitale Infra- und Prozessstruktur im Sinne von Industrie 4.0 Connected Industry integrieren. Gerade auch für international aufgestellte Konzerne ist es attraktiv, eine werksübergreifend einheitliche Herangehensweise zu haben.“, erklärt Dr.-Ing. Grzegorz Korpała, CTO von MiViA.
Derzeit umfasst die Mikrostrukturanalyse von MiViA die Gefügesegmentation, die Risserkennung, die Restaustenit- und die Korngrößenbestimmung.
„Mit diesem Angebot erreichen wir bereits Unternehmen aus der Stahlverarbeitung sowie der Materialentwicklung als auch Labordienstleister und die Fachinstitute an den Hochschulen.“, sagt Jessica Schneider, CSO.
„Wir arbeiten stetig an weiteren Funktionalitäten, wie zum Beispiel der Zwillingserkennung oder der Bestimmung der Randentkohlung, um für die Branche eine ganzheitliche Analyseinfrastruktur anbieten zu können. Dafür stehen wir eng im Austausch mit den verschiedenen Unternehmen, beispielsweise über Fachmessen.“, so Miriam Corcoran, CEO von MiViA.
Globale und internationale Einsätze
Die Stahlindustrie ist international weitestgehend unabhängig von regionalen und branchenspezifischen Konjunkturschwankungen. Jedoch sorgt der globale Wettbewerb für einen hohen Kostendruck auf die einzelnen Akteure der Wertschöpfungskette. Gleichzeitig wuchsen zuletzt die Qualitätsanforderungen seitens der Endabnehmer.
„In diesem Umfeld birgt der Einsatz einer automatischen Mikrostrukturanalyse per Künstlicher Intelligenz ein enormes Potenzial, Zeit und Kosten zu sparen und auch genauere Ergebnisse zu erhalten. Mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in der Mikrostrukturanalyse, der Metall- und Automotive-Industrie sowie dem Consulting vereint das Gründerteam von MiViA eine beeindruckende fachliche und operative Expertise, dieses Potential zu realisieren. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und die gemeinsame Entwicklung des Unternehmens.“, sagt Sören Schuster, Geschäftsführer des TGFS.