Im Rahmen eines Besuchs des niederländischen Königs Willem-Alexander in Nordrhein-Westfalen unterzeichneten Regierungsvertreter zwei Absichtserklärungen zur Intensivierung der deutsch-niederländischen Wasserstoff-Zusammenarbeit. Im Fokus der Kooperation steht ein grenzüberschreitendes Wasserstoffökosystem.
Am 14.11. besuchte König Willem-Alexander der Niederlande die Stadt Duisburg. Begleitet wurde er von Hans Vijlbrief, dem Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klima. Ziel seiner Reise ins Ruhrgebiet war die Inspektion deutscher Wasserstoffprojekte und der Austausch über eine intensivere Wasserstoff-Kooperation beider Länder.
Die Niederlande gelten als Vorreiter beim Thema Wasserstoff. Im Mittelpunkt des Besuchs standen deshalb u. a. die Umsetzung einer grenzüberschreitenden Transport- und Lagerinfrastruktur, die Gewährleistung der Versorgungssicherheit sowie die Intensivierung des Wissensaustauschs rund um H2. Am Besuchsprogramm nahmen auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur teil. Abschließend wurden durch Vertreter der Wirtschafts- und Klimaschutzministerien beider Länder zwei Absichtserklärungen für ein grenzüberschreitendes Wasserstoffökosystem unterzeichnet. Darin spielen die bestehenden Pipeline- und Hafeninfrastrukturen, geologische Formationen für die Wasserstoffspeicherung sowie die hohe Nachfrage nach Wasserstoff seitens der Industrie eine wichtige Rolle.
Unterzeichnung zweier Absichtserklärungen zur H2-Zusammenarbeit
Die „Gemeinsame Erklärung zur weiteren Energiekooperation im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur“ ist Ausdruck der Absicht beider Länder, ihre Anstrengungen für einen raschen und synchronen Ausbau ihrer nationalen Wasserstoffinfrastruktur fortzusetzen. Mit der Schaffung des deutschen Kernnetzes und der niederländischen Wasserstofftransportinfrastruktur werden bis 2032 potenziell vier grenzüberschreitende Verbindungsleitungen, sogenannte Wasserstoff-Interkonnektoren, realisiert und in das europäische Wasserstoffnetz integriert. Deutschland und die Niederlande arbeiten an der Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Wasserstoffprojekte mit grenzüberschreitender Dimension.
Die zweite gemeinsame Erklärung, die „Joint Declaration of Intent zur Durchführung einer gemeinsamen Ausschreibung im Rahmen des H2Global-Instruments“, umfasst einen gemeinsamen Import von grünem Wasserstoff. Beide Länder planen, den in Deutschland bereits bestehenden H2Global-Mechanismus zu nutzen. Der Mechanismus unterstütze Unternehmen durch eine Stiftung in die Produktion von grünem Wasserstoff im Ausland einzusteigen. Damit soll der Wasserstoffbedarf gesichert werden und der internationale Markthochlauf von grünem Wasserstoff unterstützt werden. Zu diesem Zweck wollen die Niederlande und Deutschland jeweils 300 Mio. € für eine gemeinsame globale Ausschreibung und zehnjährige Kaufverträge für Importe von grünem Wasserstoff ab 2027 ausgeben.
König Willem-Alexander besucht Orte deutsch-niederländische H2-Projekte
Am Vormittag des 14.11. besuchten König Willem-Alexander und NRW-Ministerpräsident Wüst gemeinsam den Chemiepark Marl. Inhaltlicher Schwerpunkt war die Einfuhr sowie der Transport von Wasserstoff, dessen Einsatz in der Industrie und das Rheticus-Projekt, in dessen Rahmen eine innovative Versuchsanlage unter Einsatz von u.a. Wasserstoff und Kohlendioxid neue Chemikalien produziert.
Am Nachmittag stand der Besuch des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) in Duisburg auf dem Programm. Das ZBT sei europaweit führend in der Forschung für Wasserstofftechnologien und arbeite eng mit dem niederländischen Partner NedStack zusammen. Im Testlabor informierten sie sich über die Entwicklung von Brennstoffzellen und sprachen mit Experten des ZBT u. a. über Testanlagen für die Befüllung von Wasserstofftanks und wasserstoffbetriebene Autos. Mit einem solchen Auto fuhren König Willem-Alexander und Ministerpräsident Wüst anschließend zum Duisburger Hafen.
Ein Programmpunkt im Duisburger Hafen Duisport war die Besichtigung des weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Binnenschiffs MS Antonie. Für die Realisierung niederländischer Wasserstoff-Exporte nach Nordrhein-Westfalen müsse die vorhandene Infrastruktur erweitert werden. Bis 2026 sollen zwischen Rotterdam, Duisburg und Köln zehn Binnenschiffe verkehren – mit mindestens vier Wasserstofftankstellen auf der Strecke.
Im Landschaftspark Duisburg-Nord nahmen König Willem-Alexander und Ministerpräsident Wüst an einer Veranstaltung zum Aufbau eines intereuropäischen Wasserstoffkorridors teil. Rund 45 deutsche und niederländische Akteurinnen und Akteure aus der Wasserstoffbranche trafen sich dort mit dem Ziel, den Ausbau maßgeblich voranzutreiben. Anschließend fand in der Kraftzentrale des Landschaftsparks eine Matchmaking-Veranstaltung für rund hundert kleine und mittlere Unternehmen aus beiden Ländern statt. Den Abschluss des Arbeitsbesuchs bildete ein „Trade Dinner“ mit rund 300 Unternehmensvertretern.