Die Unternehmen Bayerngas GmbH, bayernets GmbH, BAYERNOIL Raffineriegesellschaft mbH, Energienetze Bayern GmbH & Co. KG, Gunvor Raffinerie Ingolstadt GmbH, Stadtwerke Ingolstadt Energie GmbH, Stadtwerke Ingolstadt Netze GmbH, und AUDI AG unter der wissenschaftlichen Begleitung der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH (FfE) haben Mitte September 2023 in ihrer Abschlussveranstaltung das Konzept zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in der Region Ingolstadt veröffentlicht.
Der Abschlussbericht wurde während der Veranstaltung an Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert und Vertreter aus den umliegenden Kommunen, der Industrie und Verbänden übergeben. In seiner Rede hob Weigert hervor: „Als wirtschaftliches Schwergewicht spielt die Region Ingolstadt auch in der Wasserstoffwelt von morgen eine wichtige Rolle. Das Projekt H2-Cluster HyPipe Bavaria zeigt, wie der Aufbau einer regionalen Wasserstoffversorgung und damit die Dekarbonisierung der Industrie erfolgreich gelingen kann. Der von den Fernleitungsnetzbetreibern vorgelegte Planungsstand für ein deutsches Wasserstoffkernnetz ist ein sehr guter erster Schritt. Das H2-Cluster Ingolstadt ist entsprechend berücksichtigt. Möglichst rasch muss nun ein Regelprozess zur Netzplanung samt Einbindung der Verteilnetze folgen, um schrittweise die weitere Verästelung in die Fläche planen zu können.“
Wasserstoffzentrum H2.B: Kooperation von über 330 Bündnispartnern aus Kommunen, Wirtschaft und Forschung
Der Staatssekretär betonte zudem, dass die Staatsregierung Wasserstoff früh ins Zentrum der Energiepolitik gerückt habe. „Mit der bayerischen Wasserstoffstrategie haben wir im Frühjahr 2020 als erstes Bundesland und noch vor der Bundesregierung und der EU einen konkreten Fahrplan für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Seitdem schieben wir das Thema mit vielen Maßnahmen und Initiativen entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv an. Unser Wasserstoffzentrum H2.B hat sich als zentraler Player etabliert und bringt bereits über 330 Partner aus Wirtschaft, Spitzenforschung und kommunaler Ebene im Wasserstoffbündnis zusammen. Auch beim Aufbau der Infrastruktur ist Bayern Schrittmacher. Wir nehmen 150 Mio. Euro in die Hand und errichten damit bis zu 50 Elektrolyseure im ganzen Freistaat. Außerdem fördern wir den Bau von Wasserstofftankstellen für LKW und Busse“, so Weigert.
Beim anschließenden Austausch zu Voraussetzungen und Herausforderungen bei der regionalen Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft einigten sich die Teilnehmer – Dr. Matthias Jenn (Geschäftsführer, bayernets GmbH), Ralf Seid (Geschäftsführer, Gunvor Raffinerie Ingolstadt GmbH), Dr. Fabian Pfaffenberger (Geschäftsführer, Zentrum Wasserstoff.Bayern), Christian Egetemeyr (Referatsleiter Gasinfrastruktur, Wasserstoff, Versorgung mit Energieträgern, StMWi) und Maximilian Mayer (Abteilungsleiter Wirtschaft und Innovation, IFG Ingolstadt) – auf die drei Kernaspekte des Projektes.
– Das Projekt steht nach einer erfolgreichen Entwicklung kurz vor der Umsetzung im Rahmen des deutschen Wasserstoffkernnetzes. Es ist weiterhin wichtig in der Region im Dialog zu bleiben und alle Akteure zu vernetzen. Herr Staatssekretär Weigert regte an, sich in sechs Monate wieder zu treffen und über die Fortschritte zu sprechen.
– Das Konzept zum Wasserstoffkernnetz ist in den letzten Zügen der Finalisierung und steht kurz vor dem Start, in die reale Umsetzung zu gehen, aber das Verteilnetz wurde bisher nicht betrachtet. Die nächste Aufgabe wird es sein, dies in Angriff zu nehmen.
– Die Entwicklung zeigt einen großen Bedarf an Wasserstoff in der Region, der über entsprechende Importe bereitgestellt werden muss. Es wurde betont, dass das Augenmerk von Politik und Wirtschaft hierauf gelegt werden muss, um am Ende die Versorgungssicherheit mit genügend Wasserstoff zu garantieren.
Im Rahmen des Projekts HyPipe Bavaria / H2-Cluster Ingolstadt wurde von den beteiligten Unternehmen unter der fachlichen Leitung der FfE eine Wasserstoffinfrastruktur für die zukünftige Entwicklung der Region entworfen: Dabei wurden das bereits vorhandene Erdgasnetz, die in der Zukunft zu erwartenden Wasserstoffmengen sowie die zu wahrende Versorgungssicherheit berücksichtigt. Ermittelt wurden die zu erwartenden Wasserstoffmengen gemeinsam mit den Konsortialpartnern über eine Datenabfrage zu Erzeugung und Verbrauch.
Europaweiter Ausbau der regionalen H2-Transportinfrastruktur bis 2030 angestrebt
Das Ziel des Konzeptes ist es, das bestehende Erdgasnetz durch Umwidmung auf Wasserstoff zu nutzen und dabei regionale Wasserstoff-Erzeuger und -Verbraucher zu verbinden. Um Ressourcen zu schonen, soll auf den Bau neuer Leitungen möglichst verzichtet werden. In die Ausarbeitung des neuen Netzentwicklungsplanes Gas 2023 werden die Ergebnisse der Untersuchung bereits berücksichtigt und sind somit Teil des geplanten Wasserstoffkernnetzes der Bundesregierung. Das Wasserstoff-Cluster Ingolstadt stellt somit den Kern für ein regionales Wasserstoff-Ökosystem dar.
Nach ihrer Fertigstellung kann die so entstehende Wasserstoffinfrastruktur von allen interessierten Marktteilnehmern genutzt werden. So können zum einen H2-Erzeugungsanlagen und H2-Verbraucher effizient miteinander verbunden werden und zum anderen die Voraussetzung für eine schnelle Anbindung an die nationale und europäische Wasserstoff-Transportinfrastruktur bis spätestens 2030 geschaffen werden. Nach aktueller Prognose des Konsortiums wird die Wasserstoffinfrastruktur ein wesentlicher Baustein zum Erreichen einer klimaneutralen Energieversorgung für den Industrie-, Verkehrs- und Gebäudesektor im Großraum Ingolstadt im Jahr 2040 sein. Somit würde sie auch den Wirtschaftsstandort langfristig sichern.