Vor rund einem Jahr haben der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Zukunft Gas den gemeinsamen Transformationspfad „Neue Gase“ vorgestellt. Nun ziehen sie eine erste positive Bilanz, fordern für die Zukunft jedoch mehr politischer Unterstützung und Investitionen für einen nachhaltigen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.
Die Entscheidung für ein H2-Kernnetz und der Start der Klimaschutzverträge für die Industrie sind nach Auffassung der Verbände „wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität“. Aufgrund weiterhin offener Fragen bei der Kraftwerksstrategie sei weitere politische Unterstützung künftig jedoch unabdingbar.
Die Klimaschutzverträge vom März dieses Jahres stellen einen Fördermechanismus dar, der „klare Anreize für die Industrie setzt“, da sie Kostennachteile ausgleichen und Preisrisiken absichern. Dies erhöhe die Planbarkeit beim Wasserstoffabsatz.
Kraftwerksstrategie: noch Luft nach oben
Bei der Kraftwerksstrategie forderten die Verbände weitere Impulse für die genaue Ausgestaltung sowie die Schaffung eines „klaren Rahmens“, zunächst für die Finanzierung der benötigten H2-Ready-Gaskraftwerke mit einer geplanten Kapazität von 10 GW.
Damit solle vermieden werden, Kohlekraftwerke über die vereinbarte Laufzeit hinaus am Netz zu lassen, um die Stromversorgung sicherstellen zu können.
„Zudem sind sowohl H2-ready Gaskraftwerke als auch H2-ready-KWK-Anlagen sichere Abnehmer für Wasserstoff und damit entscheidend für den Wasserstoffhochlauf“, lautete ein Argument.
„Die Transformation unserer Gaswirtschaft hin zu einer Wasserstoffwirtschaft ist ein Marathon, kein Sprint. Der Start des H2-Kernnetzes ist ein entscheidender Schritt und sendet ein Aufbruchssignal. Doch nun müssen wir sicherstellen, dass die notwendigen Investitionen getätigt werden und weitere politische Rahmenbedingungen insbesondere für den Handel von Wasserstoff geschaffen werden“, erklärt Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas.
Grüne Gase: politische Rahmenbedingungen für „eine resiliente Transformation und ein klimaneutrales Energiesystem“ schaffen
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass die neuen Gase in ausreichenden Mengen und zu tragbaren Kosten verfügbar sein können, wenn die politischen Weichen entsprechend gestellt werden“, erläutert Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Die Umstellung der bestehenden Infrastrukturen auf neue Versorgungsaufgaben ist dabei eine der zentralen Herausforderungen.“
Auch Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW, betont, wie notwendig das Zusammenwirken ist: „Speicherfähige neue Gase und erneuerbaren Strom braucht es für die resiliente Transformation und ein klimaneutrales Energiesystem. Umso wichtiger ist, dass der Bau von flexiblen H2-ready-Kraftwerken mit der angekündigten Kraftwerksstrategie angereizt wird, aber auch Speichermöglichkeiten aufgebaut werden.“
Um die H2-Wirtschaft anzukurbeln, rufen die drei Verbände zu einer kontinuierlichen Anstrengung und einer engen Zusammenarbeit zwischen Energiewirtschaft, Industrie und Politik auf. Sie dringen auf einen weiterführenden Dialog, „um gemeinsam die politischen Leitplanken zu aktualisieren und gesamtgesellschaftlich an tragfähigen Lösungen für den Transformationspfad zur Klimaneutralität zu arbeiten“.
Dies müsse in einem engen Kommunikationsprozess zwischen der Abnehmer- und Kundenseite geschehen – mit dem klar definierten Ziel, die Gaswirtschaft im Hinblick auf eine resiliente Energiewende in eine Wasserstoffwirtschaft zu transformieren.
(Quelle: BDEW)