Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) zeigt in seiner am 10. September veröffentlichten Breko-Marktanalyse 2024, dass der Glasfaserausbau in Deutschland weiter voranschreitet. Zum 30. Juni 2024 lag die Glasfaserausbauquote bei 43,2 %, der Anteil der angeschlossenen Haushalte war auf 22,8 % gestiegen. Da der Glasfaserausbau in der Fläche jedoch ins Stocken gerät, forderte der Breko die Bundesregierung auf, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen.
Breko-Präsident Norbert Westfal warnt vor der Prognose der Marktanalyse, wonach die Glasfaserausbauquote bei stabiler Entwicklung bis 2025 auf 50 %, bis 2030 aber nur auf einen Wert zwischen 76 % und 86 % steigen wird:
„Trotz großer wirtschaftlicher Herausforderungen wie gestiegenen Ausbaukosten und Fachkräftemangel treiben vor allem die Wettbewerber der Telekom den Glasfaserausbau weiter voran. Darüber hinaus braucht es mit Blick auf das politische Ausbauziel 2030 jetzt mehr denn je eine klare politische Kurskorrektur, um Investitionssicherheit zu schaffen und Investitionsanreize zu setzen. Dass sich der Ausbau in der Fläche verlangsamt, ist ein Frühindikator mit Folgen: Laut Prognose wird die Bundesregierung ihr Ziel von Glasfaser für die Hälfte der deutschen Haushalte bis 2025 zwar erreichen. Unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen wird die flächendeckende Glasfaserversorgung bis 2030 aber deutlich verfehlt. Als Breko schlagen wir schon lange konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels vor. Insbesondere fordern wir von der Bundesnetzagentur ein Konzept für einen wettbewerbskonformen Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze: Hier gilt es zu verhindern, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz strategisch nur dort abschaltet, wo sie selbst Glasfaser verlegt hat. Zudem braucht es endlich eine wirksame Diensteanbieterverpflichtung – um doch noch einen Impuls für fairen Wettbewerb zu setzen und das herrschende Oligopol im Mobilfunk aufzubrechen. Leider wurde in den letzten Monaten zunehmend deutlich, dass die Ampel-Koalition offenbar das Interesse am Glasfaserausbau verloren hat.”
Anschluss der Haushalte in den Mittelpunkt stellen
Derzeit sind laut Studie in Deutschland rund ein Viertel (10,5 Mio.) aller Gebäude und Wohnungen an das Glasfasernetz angeschlossen (Homes Connected). Studienautor Prof. Dr. Jens Böcker: „Die Telekommunikationsbranche investiert trotz vieler Hindernisse weiter in den Glasfaserausbau. Auffällig ist: Während der Fokus in den letzten Jahren auf dem Ausbau in der Fläche lag, gehen die Unternehmen jetzt zunehmend dazu über, die Haushalte, Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen anzuschließen. Insbesondere die Wettbewerber der Telekom sorgen dafür, ihre Kundinnen und Kunden ans Glasfasernetz anzuschließen, statt die Glasfaser nur bis in die Straße zu bauen.”
Doppelausbau und Kupfer-Glasfaser-Migration als wichtigste Themen
Der strategische Doppelausbau der Telekom bleibe eines der größten Probleme für den Glasfaserausbau. Aktuell seien 78 Unternehmen von Doppelausbauaktivitäten der Telekom oder ihrer Tochter Glasfaser Plus betroffen, wie die Daten der Marktanalyse zeigen. Etwa jedes dritte Unternehmen (31 %) sei aufgrund des Doppelausbaus sogar von Ausbauprojekten zurückgetreten.
Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers: „Auch wenn die Telekom das Gegenteil glauben machen möchte: Der strategische Doppelausbau des marktbeherrschenden Unternehmens bleibt ein zentrales Problem im Glasfaserausbau. Dieses volkswirtschaftlich widersinnige Verhalten verhindert den Ausbau ganzer Kommunen, schreckt Investoren ab und ist eine Belastung für die Bürgerinnen und Bürger. Seit Veröffentlichung des Monitoringberichts der Bundesnetzagentur im April ist nichts passiert. Das Thema auszusitzen, nützt einzig und allein der Telekom.”
Unterschiede zwischen den Bundesländern
Der Glasfaserausbau sei in den Bundesländern unterschiedlich weit vorangeschritten, so die Studie. Schleswig-Holstein habe mit 89,3 % weiterhin die höchste Glasfaserausbaurate, gefolgt von Hamburg (82,7 %) und Brandenburg (59,3 %). Bremen verzeichne mit 26,3 Prozentpunkten den größten Zuwachs. Schlusslichter sind Thüringen (33,8 %), Baden-Württemberg (29 %) und Berlin (28,5 %). Schleswig-Holstein, Brandenburg und Hamburg haben die höchste Glasfaseranschlussquote. Brandenburg verzeichne den größten Zuwachs. Albers: „Um den Ausbau in den Ländern zu beschleunigen, braucht es endlich schnellere Genehmigungsverfahren. Auch der Glasfaserausbau muss deshalb im Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz als im ‘überragenden öffentliches Interesse’ definiert werden. Bundestag und Bundesrat sind hier in der Pflicht, grundlegend nachzubessern, um doch noch Rahmenbedingungen für eine Beschleunigung des Glasfaserausbaus zu schaffen.”
Open Access gewinnt an Bedeutung
Die Öffnung von Netzen für andere Anbieter gewinne an Bedeutung. 89 % der Breko-Netzbetreiber böten Zugang zu ihren Netzen an. Open Access sorge für mehr Wettbewerb und setzte sich als Alternative zum Doppelausbau durch. Kooperationen sorgten für eine höhere Auslastung der Netze und böten den Kundinnen und Kunden mehr Angebotsvielfalt.
Die ausführliche Studie finden Sie hier.