Beim zweiten Energiepolitischen Dialog Ruhr, der am 7. Mai 2025 auf der Zeche Zollverein in Essen stattfand, diskutierten rund 130 Gäste aus Politik, Industrie und Gesellschaft über die Herausforderungen und Chancen des CO₂-Managements in Nordrhein-Westfalen. Im Mittelpunkt stand eine Podiumsdiskussion zur privatwirtschaftlich geplanten CO₂-Infrastruktur, die Emittenten mit Speichern und Nutzern verbinden soll. Der Veranstalter Open Grid Europe (OGE) erklärte, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern, Industrie und Politik erforderlich sei. OGE sehe sich selbst als verbindendes Element und strategischen Partner entlang der gesamten CO₂-Wertschöpfungskette.
Hintergrund
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens strebt an, das Bundesland bis 2045 klimaneutral zu machen. Die Industrie an Rhein und Ruhr habe sich diesem Ziel verschrieben und arbeite intensiv an der Umstellung ihrer Produktion. In sogenannten „hard to abate“-Sektoren wie der Zement- und Kalkindustrie sei die Umstellung besonders herausfordernd. Hier solle das Carbon Management einen Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen leisten. Eine zentrale Herausforderung bestehe darin, das abgeschiedene CO₂ zu Speichern oder zur Weiterverwendung zu transportieren und die dafür notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen. OGE plane, eine Infrastrukturlösung in Form eines CO₂-Netzes zu entwickeln, das Emittenten mit Speichern und Nutzern verbindet.
Rahmenbedingungen entscheidend
An der Diskussion nahmen unter anderem Dr. Thomas Hüwener (OGE), Malte Bornkamm (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), Dr. Steffi Ober (NABU) und Thorsten Hahn (Holcim Germany) teil. Hüwener betonte, dass externe Faktoren für den Hochlauf des Carbon Managements entscheidend seien und zog Parallelen zum Wasserstoff-Kernnetz. Aus Sicht von OGE sende der Koalitionsvertrag die richtigen Signale und könne nun die Voraussetzungen für das Carbon Management schaffen. Mit passenden politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie attraktiven Investitionsbedingungen könne ein CO₂-Transportnetz ermöglicht werden.
KSpG im Fokus
Einigkeit herrschte darüber, dass beim Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) und der Ratifizierung des London-Protokolls zügig gehandelt werden müsse. Für die Zementproduktion, aus der jährlich rund 3,8 Mio. t CO₂ anfallen, müsse eine Lösung für den Transport des Gases per Pipeline gefunden werden. Holcim Germany wies darauf hin, dass dazu bereits ein Pilotprojekt mit OGE in Lägerdorf bei Brunsbüttel geplant sei.
Kontrovers diskutiert wurde die Aufnahme des überragenden öffentlichen Interesses am KSpG. Während der NABU äußerte, dass ökologische Interessen möglicherweise zu kurz kämen, erklärte OGE, dass im Rahmen der vorgeschriebenen Planfeststellungsverfahren diese Belange sorgfältig diskutiert und abgewogen würden.