Auf der am 6. Juni stattfindenden Tagung „Wasserstofftransformation NRW – JETZT!“ forderten die Teilnehmer mehr Austausch und Abstimmung zwischen Politik, Unternehmen und Netzbetreibern und schnellere Genehmigungsverfahren. Hintergrund ist die mangelnde Planungssicherheit für Kommunen, lokale Energieversorger und die mittelständische Industrie.
Zur Tagung im Ausbildungszentrum des Berufsförderungswerks der Bauindustrie NRW in Oberhausen hatten DVGW NRW, Bauindustrieverband NRW, Rohrleitungsbauverband und die Kommunikationsagentur Cyrano eingeladen.
Gleich zu Beginn unterstrich Daniel Strücker, Präsident des Bauindustrieverbands NRW in seiner Begrüßung, die Dringlichkeit bei der Beantwortung offener Fragen und Lösung von Problemstellungen „bei den Transformationsschritten“. Um diese offenen Punkte zu identifizieren und zu klären, sei es zentral, dass „heute schon geplant wird, was morgen gebaut werden soll“, ergänzte Ralph Donath, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes. „Kommunikation und Koordination sind dafür der Schlüssel.“
Weitere Positionen betonen dringenden Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen
- „Verteilnetze für Wasserstoff werden entscheidend sein, um den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, diesen für die Energiewende wichtigen Energieträger zu nutzen“, betonte Volker Neumann, Vorsitzender der DVGW-Landesgruppe NRW im Rahmen der Podiumsdiskussion. Er reagierte damit auch auf die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums, welche einen massiven Rückbau der innerstädtischen Verteilnetze auf Basis des „Green Paper Transformation Gas-/Wasserstoff-Verteilnetze“ anstreben.
- „Unsere Netze sind tauglich für Wasserstoff. Es wäre fatal, diesen Vorteil zu verschenken“, so Andreas Breuer, Leiter Regionaltechnik/Assetmanagement beim großen Verteilnetzbetreiber Westnetz. Wichtig sei nun die Informationsbeschaffung bei den Kommunen, „um zu wissen, was gebraucht wird“.
- Dass dieser Austausch unabdingbar ist, betont auch Armin Loth, technischer Leiter der Siegener Versorgungsbetriebe (SVB): „In Südwestfalen liegen wir in einem weißen Fleck sowohl beim Wasserstoff-Kernnetz als auch bei der Geothermie.“ Man sei aber dringend auf den Anschluss an eine Wasserstoffversorgung angewiesen. „Anders können wir die Industrie vor Ort nicht dekarbonisieren. Wenn die Unternehmen deswegen ihre Standorte verlagern, fehlt uns deren Abwärme für das Fernwärmenetz.“
- „Die Nutzung von Wasserstoff darf nicht auf hohe Temperaturen wie im Stahlwerk begrenzt werden“, fordert Wolfgang Jung, Geschäftsführer des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen. Die Rolle, die Wasserstoff gerade für die mittelständische Industrie spiele, dürfe nicht außer Acht gelassen werden. „Vor allem Unternehmen, die für ihre Fertigung Temperaturen zwischen 200-500 Grad benötigen, können und wollen von Wasserstoff profitieren.“
Konsens zwischen Branchenvertretern und Landesregierung
In einer Videobotschaft, mit der sich NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur an die Tagungsteilnehmer richtete, unterstrich sie, dass die Landespolitik das gleiche Ziel verfolgt: „Wir müssen von der Planung in die Umsetzung kommen. Und zwar jetzt. Wichtiges Ziel ist es daher, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.“
Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln, mahnte an, diese Zusagen auch einzuhalten. Die anhaltende Unsicherheit könne sonst zum Standortrisiko werden: „Die Unternehmen investieren hier nicht mehr, das ist ein großer Nachteil für NRW und Deutschland.“
Zur weiteren Vertiefung der vorgebrachten Positionen und zur Entwicklung von Lösungsansätzen gemeinsam mit allen Akteuren, beschlossen die Veranstalter im Nachgang weitere Aktionen zum gemeinsamen Austausch anzubieten, um so der H2-Tansformation in NRW zum Erfolg zu verhelfen.