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16.05.2011

Mit Nischenkompetenz zum Marktführer

Ob einen Millimeter dünne Quarzglas-Spezialfasern zur Übertragung von energiereichen Laserstrahlen an industrielle Schweißroboter oder zwei exakt gleiche Würfel aus einer Gold-Platin-Legierung mit einer Kantenlänge von fünf Zentimeter, die helfen sollen, Einsteins Relativitätstheorie zu bestätigen - ob im Weltall oder auf der Erde, Know-how von Heraeus erobert faszinierende Nischen. Diese Kompetenz beruht auf dem Umgang mit komplexen Werkstoffen sowie extrem hohen Temperaturen und der nunmehr 160 Jahre zählenden Erfahrung in der Materialtechnologie.

"Dank unserer Kompetenz können wir hochwertige Produkte entwickeln, die für verschiedenste Anwendungen in hoch attraktiven Nischenmärkten eingesetzt werden", beschrieb Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender der Geschäftsführung der Heraeus Holding GmbH, auf der Bilanzpressekonferenz die Nischenphilosophie. "Unsere Nischenprodukte erfüllen bei unseren Kunden Schlüsselfunktionen, ohne die deren Produkte nicht funktionieren." "Unser zukünftiges Wachstumspotenzial wollen wir sowohl in den heute bereits 40 Geschäftsfeldern sowie durch gezielte Erschließung neuer vielversprechender Nischenmärkte ausschöpfen", sagte Jan Rinnert, stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung und CFO der Heraeus Holding GmbH.

Mit über 6000 Patenten und Patentanmeldungen ist Heraeus weltweit innovativ. 94 neue Basispatente sind im Geschäftsjahr 2010 hinzugekommen. 2010 investierte der Konzern rund 66 Mio. € in die Entwicklung neuer Produkte und Technologien. 2011 wird das Entwicklungsbudget nochmals um gut 20 Prozent auf über 80 Mio. € erhöht.

Gold-Platinwürfel zur Erforschung von Einsteins Relativitätstheorie

Nischenprodukte von Heraeus erledigen in Autos, Handys, Computern, Glasfaserkabeln, in Satelliten, Industrielasern, Teilchenbeschleunigern und Airbags wichtige Aufgaben oder sorgen in der Lebensmittelindustrie für perfekte Analytik und Oberflächenentkeimung. Das Unternehmen produziert nicht nur millimeterkleine Edelmetallkügelchen, die als Schreibköpfe auf Füllfederhaltern Verwendung finden, sondern hat ganz aktuell auch zwei exakt gleiche Würfel aus einer Gold-Platin-Legierung mit einer Kantenlänge von fünf Zentimeter geformt. Die beiden Würfel - bestehend aus 73 % Gold und 27 % Platin - sollen helfen, die Relativitätstheorie von Albert Einstein zu beweisen.

Die Europäische Weltraumorganisation will mit dem internationalen Gemeinschaftsprojekt LISA (Laser Interferometry Space Antenna) nach einem Beweis für Gravitationswellen suchen, über die Einstein 1916 in seiner allgemeinen Relativitätstheorie mutmaßte. Wenn 2013 der Satellit LISA Pathfinder starten soll, übernehmen die Würfel von Heraeus eine wichtige Rolle: An den beiden Testmassen sollen sich durch die Gravitationswellen verursachte Abstandsveränderungen trotz minimaler Größenordnungen messen lassen. Voraussetzung dafür ist, dass die eingesetzten Edelmetalle in perfekter Reinheit und ohne die geringsten Fehlstellen verarbeitet wurden. Bei der Verarbeitung dieser anspruchsvollen Legierung konnte Heraeus seine durch jahrzehntelange Erfahrung erworbene Expertise in schmelzmetallurgischen Verfahren unter Beweis stellen.

Spezialfasern aus Quarzglas für verlustfreie Energieübertragung

Neue Nischen ergeben sich auch für den Werkstoff Quarzglas. Neben großvolumigen Anwendungen in Form von Lichtleitfasern für die Telekommunikationsindustrie, für die Heraeus Vorprodukte aus Quarzglas produziert, setzt der Materialspezialist sein Know-how gezielt bei nicht alltäglichen Hightech-Anwendungen ein. Denn Quarzglasfasern sind ebenso in Industrielasern und der Medizintechnik, z. B. in der minimalinvasiven Chirurgie, im Einsatz. Möglich macht dies ein spezielles Fasermaterial (Fluosil®) zur verlustfreien Energieübertragung über kurze Strecken.

Die Stärke der Fasern ist, dass sie wegen ihres besonderen Aufbaus - großer Quarzglaskern mit einer dünnen Schicht aus fluordotiertem Quarzglas - ideal zur Energie- und Leistungsübertragung vom Ultraviolett- bis zum Infrarotbereich geeignet sind. In der Automobilindustrie sind viele Schweißprozesse vollautomatisiert. Um die Festkörperlaseranlagen in der Produktion bestmöglich zu nutzen, übertragen die bis zu einen Millimeter dicken Spezialfasern den energiereichen Laserstrahl an mehrere Schweißroboter gleichzeitig. Heraeus ist einer der Pioniere bei der Herstellung von Quarzglas und hat das Material in den vergangenen 110 Jahren zum Hightech-Produkt weiterentwickelt. So kommt Quarzglas auch in Optiken für Hochleistungslaser bei Experimenten zur Laserfusion zum Einsatz, einem neuen Ansatz zur zukünftigen Energiegewinnung.

Nächste Evolutionsstufe: Vom Temperatur- zum Biosensor

Platindünnschichttemperatursensoren, die z. B. bei Verbrennungsmotoren Treibstoff einsparen und den Abgasstrom kontrollieren, finden ebenfalls neue Nischenanwendungen in der Biotechnologie, Pharmazie und Medizintechnik. So haben Multifunktionssensoren von Heraeus Zukunftspotenzial als Biosensoren, mit denen die Forschung nach geeigneten Krebsheilungsmethoden vereinfacht oder die Analyse von Verunreinigungen im Wasser beschleunigt werden könnte.

Quelle: Heraeus Holding GmbH