10.02.2010
Schoch Edelstahl investierte in ein Umwelt-Management-System und baut neues Verwaltungsgebäude.
Die einen schicken in der Wirtschaftskrise ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, andere nutzen die Zeit intensiv, um sich neu aufzustellen für die Zeit nach der Krise.
Das Hausacher Unternehmen »Schoch Edelstahl« gehört eindeutig zur zweiten Gruppe.
Die Firma darf nun nicht nur das Management-Siegel »Zertifiziert nach ISO 9001« tragen, das längst zum Standard gehört, sondern auch das Umweltsiegel »ISO 14001«.
Diese ist weit seltener – im ganzen Bundesgebiet ließen sich beim TÜV nur 278 Metallbetriebe zertifizieren – und solche mit nur 40 Mitarbeitern sind höchst selten.
Im bundesweiten »Flanschenverband« ist das Hausacher Handels- und Produktionsunternehmen das erste, das diesen Schritt gewagt hat.
Allein die Vorbereitungen kosteten rund 300 Stunden.
»Das ist ein Prozess, der täglich läuft, und der nie zu Ende ist«, sagt Geschäftsführerin Angelika Schoch.
Für das Unternehmen, das seit 40 Jahren Norm- und Sonderteile aus Edelstahl herstellt und vertreibt, ist das Umwelt-TÜV-Zertifikat ein Meilenstein in der Geschichte.
Vier Gründe führten dazu, das Projekt zu wagen. In erster Linie der Gedanke, sparsam mit den Ressourcen umzugehen.
»Der Standort Schwarzwald, mit dem wir auch werben, verpflichtet dazu:
Wir wollen das Beste für die Umwelt tun«, sagt Angelika Schoch.
Zum anderen sollen sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren, »und da gehört mehr als nur der Lohn dazu«.
Außerdem legen wichtige Kunden Wert auf das Zertifikat und nicht zuletzt lassen sich damit auf Dauer auch Kosten einsparen.
Lichtkuppel statt Neon
Um den TÜV vom Einsatz für die Umwelt zu überzeugen, kommt so gut wie alles auf den Tisch: vom papierarmen Durchlauf sämtlicher Vorgänge über die Abfallsortierung bis zur Beleuchtung und Klassifizierung der Gefahrenstoffe.
Die Geschäftsführerin vermutet, dass in jedem Privathaushalt im Putzschrank Stoffe mit höherer Gefahrenklasse lagern als in ihrem Firmenlager.
Vier Jahre rückwirkend wurden sämtliche Daten des Energie- und Wasserverbrauchs erfasst und ausgewertet.
Beim Umbau der Fertigung wurde deshalb eine Lichtkuppel eingebaut, damit die Mitarbeiter bei Tageslicht arbeiten können.
Die schlägt sich nicht nur auf dem Umweltkonto positiv nieder – die Mitarbeiter spüren »eine ganz andere Atmosphäre« als im kalten Neonlicht.
»Die Krise hat uns nicht allzu hart getroffen, weil unsere Kunden sehr breit gestreut sind«, so Angelika Schoch, die das Unternehmen seit 1999 gemeinsam mit ihrem Sohn Lars führt.
Schoch Edelstahl beliefert Kunden aus den Bereichen wie Behälter- und Apparatebau, Chemische Industrie, Lebensmittelindustrie, Maschinenbau oder Pharmaindustrie.
Dennoch stand in den letzten Monaten mehr Zeit zur Verfügung, die man nicht nur in die Zertifizierung gesteckt hat, sondern auch in die Planung der nahen Zukunft.
Der Bauantrag für den Neubau des Verwaltungsgebäudes ist bereits gestellt, Anfang nächsten Jahres sollen die Bagger anrücken. 1,4 Millionen Euro investiert Schoch Edelstahl in den Standort Hausach – darin enthalten ist auch die Umstellung der Heizung von Gas auf Hackschnitzel.
Schließlich muss man sich das Umweltzertifikat dauerhaft verdienen.
»Wir konnten dieses Jahr aus Platzmangel keinen kaufmännischen Auszubildenden einstellen«, ist Angelika Schoch froh, dass der Platzmangel bald der Vergangenheit angehört.
Mit sechs Auszubildenden auf rund 40 Mitarbeiter hat das Unternehmen eine sehr hohe Ausbildungsquote, und das soll auch so bleiben